Sunday, 10 March 2019

Jazzmoderne: MARK TURNER in Singen

Kreative Jazzmoderne

Das Mark Turner Quartet beim Jazzclub Singen in der Gems


cw. Als „musician’s musician“ bezeichnet man im Jazzjargon einen Musiker, der wegen seines überragenden Könnens vor allem von Kollegen geschätzt wird, einer breiteren Öffentlichkeit aber unbekannt ist. Der amerikanische Saxofonist Mark Turner wurde lange mit diesem Etikett versehen. Dass das inzwischen nicht mehr zutrifft, zeigte  der Publikumsandrang bei seinem Konzert beim Jazzclub Singen im Kulturzentrum Gems, das überdurchschnittlich gut besucht war. 

In der aktuellen Jazzlandschaft hat sich Mark Turner klar positioniert. Der Tenorsaxofonist versteht sich nicht als visionären Avantgardist, der in radikalen Klangerkundungen sein Heil sucht, sondern gibt eher den modernen Traditionalisten, der durch das kreative Ausloten bereits bekannter Formen besticht. Was Turner mit seinem Ensemble bot, war solistischer Jazz auf höchstem Niveau, also mehr Einzelkämpfer-Disziplin als Mannschaftssport. Deshalb standen die Soli der vier Musiker auch im Zentrum des Geschehens, die in ausführlichen Improvisationen ihr großes Können unter Beweis stellten. 

Mit ungeheurer Virtuosität und Erfindungsgabe brillierte der Bandleader bei seinen solistischen Ausflügen, die – von einfachen Kadenzen ausgehend – ihn mit der Zeit zu immer halsbrecherischen Tonfolgen animierten. Dem stand Trompeter Jason Palmer in nichts nach. Auch er steigerte spärlichen Notenfluß zu immer wahnwitzigeren Läufen, was ihm lautstarken Szenenapplaus einbrachte. Dahinter entfachte der junge Schlagzeuger Jonathan Pinson ein prasselndes Trommelfeuer, das manchmal allerdings etwas zu verspielt wirkte. Kontabassist Joe Martin hielt mit grundsolidem Pizzicato-Spiel das Ganze zusammen, um sich daneben auch in mehreren exzellenten Soli hervorzutun.

Das Programm enthielt allerneuste Kompositionen, die noch nicht einmal einen Namen hatten, während andere Stücke dem Soulsänger Stevie Wonder gewidmet waren oder den Samba-Rhythmen Brasiliens die Referenz erwiesen. Trotz dieser Bandbreite wirkten die Musik des Mark Turner Quartets auf Dauer doch etwas gleichförmig und vorhersehbar. Stärkere Kontraste, kräftigere Abstufungen und größere Abwechslung hätten dem Abend gut getan.

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