Thursday 17 November 2022

Solistischer Jazz mit Émile Parisien

Transatlantischer Brückenschlag

 

Hochkarätiger Jazz mit dem Émile Parisien Ensemble beim Jazzclub Singen

 

Fotos: C. Wagner



 

cw. Émile Parisien ist einer der Musiker, der in den letzten Jahren dem französischen Jazz wieder zu Achtung auf dem internationalen Parkett verholfen hat. Der 40-jährige Sopransaxofonist aus Paris hat es zu einer derartige Reputation gebracht, dass er die hochkarätigsten Musiker aus dem Mutterland des Jazz für sein aktuelles „Louise“-Sextett gewinnen konnte. Neben dem Schlagzeuger Nasheet Waits, dessen Vater Freddie Waits schon ein renommierterJazzdrummer war, und dem Kontrabassisten Joe Martin ist es vor allem der Trompeter Theo Croker, der den Ton im Ensemble von Parisien bestimmt. Dass etliche der 200 Konzertbesucher im vollen Saal der Gems nur wegen Croker zum Auftritt kamen, kann nur vermutet werden.

 

Zusammen mit dem Italiener Roberto Negro am Piano und Parisiens Landsmann Manu Codjia an der E-Gitarre entwirft der Bandleader einen solistischen Jazz, der mit Kraft, Dynamik und Intensität daherkommt und trotzdem voller Komplexität ist, aber auch Momente subtiler Versonnenheit kennt. 




 

Der Auftritt begann lyrisch, ja fast meditativ, wobei Parisiens weiche Saxofontöne sich über einem Klangteppich aus schillernden Gitarrenakkorden erhoben. Mehr und mehr nahm die Musik an Fahrt auf, wobei das Muster, sich von einer ruhigen Elegie zu einem kraftvollen Power-Play zu steigern, mehrfach während des Abends zum Tragen kam. 

 

In beeindruckenden Solos demonstrierten die Musiker immer wieder ihre Klasse, wobei vor allem das Drumsolo durch eine atemberaubende Virtuosität beeindruckte, während sich der Pianist in Wilhelm-Busch-Manier absolut vorausgabte. Die Zugabe, eine Komposition von Theo Croker, entpuppte sich als modernstes Stück des Abends, das den Jazz in eine „Drone“-Musik minimalistischer Art verwandelte: Über einem konstante Dröhnen von Gitarrensounds, legten die Bläser ihre langen Töne, wobei die Gruppe in diesem Stück von einem Ensemble von Solisten zu einer einzigen Klangeinheit verschmolz.   






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