Vielschichtige Klanglandschaft
Das Jakob Bro Trio in der Esslinger Dieselstraße
Foto: C. Wagner
In den letzten Jahren hat sich mit Julian Lage und Mary Halvorson eine neue Generation von Gitarristen ins Zentrum des aktuellen Jazzgeschehens gespielt, die sich gekonnt auf dem Seil zwischen Tradition und Innovation bewegen. Jakob Bro (Jahrgang 1978) ist ein dänischer Gitarrist, der ebenfalls zu dieser musikalischen Alterskohorte gehört.
Bro hat am renommierten Berklee College of Music in Boston studiert und sich seit zwanzig Jahren mit eigenen Einspielungen einen Namen gemacht. Jetzt war er nach 2017 das zweite Mal im Esslinger Kulturzentrum ‘Dieselstraße’ zu hören, diesmal mit einem hochkarätigen Trio, das aus Thomas Morgan am Bass und Joey Baron am Schlagzeug bestand.
Die Gruppe spielte nur ein einziges Stück, das sich über 85 Minuten erstreckte und aus einer einzigen langen Improvisation bestand mit vorgedachten Melodien, die immer wieder eingestreut wurden. Es begann besinnlich, ja fast meditativ, mit ruhigen gebrochenen Akkorden, wobei sich das Geschehen immer mehr zu einem wilden Crescendo steigerte, um am Ende wieder zu Ruhe und Kontemplation zurückzufinden.
Dabei arbeitete Bro mit einer Vielzahl elektronischer Gerätschaften, die es ihm ermöglichten, Motive mit der Gitarre anzuspielen, um sie dann mit Hilfe eines Samplers loopartig ins Geschehen einzuspeisen und so mit der Zeit eine immer vielschichtigere Klanglandschaft entstehen zu lassen, die er anschließend wieder von seinen digitalen Maschinen elektronisch zerhackstückeln ließ.
Seine beiden Begleiter schufen einen dichten Rahmen für Bros Soundexperimente. Man hätte sich gewünscht, dass der Saitenmusiker insgesamt mehr Gitarre gespielt hätte, anstatt sich allzusehr auf das Drehen von Knöpfen und Reglern zu konzentrieren. Dennoch gelang es dem Trio über die gesamte Strecke des Auftritts, eine dichte konzentrierte Atmosphäre zu schaffen und das Publikum auf diese Weise in den Bann zu ziehen. Die Zuhörer waren begeistert und entließen die Musiker erst nach einer Zugabe in die Garderobe.
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