Monday 29 December 2014

Nachdenken über Musik mit JAKI LIEBEZEIT, Vol. 3

JEDE RHYTHMUSMASCHINE ÜBERTRIFFT MICH!

Seit Jahren, auch durch den Einfluß andalusischer, nordafrikanischer, arabischer und türkischer Musik, hat sich Jaki Liebezeit auf ungerade Metren spezialisiert, die er "krumme Rhythmen" nennt. 5er, 7ner, 9er und 11er Takte spielt er mit dem Elektroniker Burnt Friedman in ihrem gemeinsamen "Secret Rhythms'-Projekt, das jetzt schon über 10 Jahre dauert. Liebezeit zerlegt die "krummen Rhythmen" in kleinere Untereinheiten: ein 11er Rhythmus wird dann etwa zu 4+3+4. Das macht den Rhythmus spielbarer, vor allem wenn er organisch swingen soll, auf was er abzielt. Liebezeit übt diese Beats endlos auf seine motorisch-monotone Weise, kein Wunder, dass er überall im Alltag rhythmische Analogien und metrische Zyklen sieht, auf die er mit feiner Ironie hinweist.

„Allein die Woche ist ja schon ein ungerader Rhythmus. Keiner hat Probleme damit, dass das sieben Tage sind. Wie heisst es noch? 'Die Welt wurde an sieben Tagen erschaffen. Am siebten Tag war Ruhetag.' Das heisst für mich als Rhythmiker: Ich mache sechs Schläge und der siebte ist ne Pause. Dann wiederholt sich das – Jahrtausende!“

Bei meinem Besuch im Juni 2014 in Köln kramte Liebezeit eine amerikanische Musikzeitschrift hervor mit einem Portrait über ihn. Er wird dort als "the most repetitive Drummer on the planet" beschrieben: Sein Kommentar: 

"Das ist natürlich Quatsch: jede Rhythmusmaschine übertrifft mich!” Jaki Liebezeit, 2014

Zum Nachruf:
http://christophwagnermusic.blogspot.co.uk/2017/01/wit-rauern-um-jaki-liebezeit-1938-2017.html

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