Bunte
Vielfalt
Die
Schweizer Szene steht vom 21. - 24. April im Scheinwerferlicht der diesjährigen
Musikmesse “jazzahead!” in Bremen
Ein
Gespräch mit Uli Beckerhoff, Jazztrompeter, Hochschulehrer und einer der drei
künstlerischen Leiter
cw. Welchen
Stellenwert besitzt die “jazzahead!” heute für die internationale Jazzszene?
UB:
Wir sind nunmehr im elften Jahr und sind stolz, dass die “jazzahead!”
inzwischen zur Drehscheibe des internationalen Jazz geworden ist. Man sieht es
an der Zahl der Aussteller, der Besucher, der Bandbewerbungen. Es gibt auf der
Welt keinen anderen Jazz-Event dieser Art mit so vielen Teilnehmern. Wir sind zu einer richtigen Jazzmesse
geworden, die man besuchen muß, wenn man in der Branche tätig ist. Die Messe ist
offen für die Öffentlichkeit, was bedeutet, dass alle unsere Konzerte extrem
gut besucht sind, oft ausverkauft. Für junge Musiker stellt das eine optimale
Bühne dar. Hier können sie sich sowohl der Branche als auch der Öffentlichkeit
präsentieren. Selbst die Nachmittagskonzerte ziehen oft 700 und mehr Besucher
an. Das spricht sich weltweit herum. Deshalb steigen die Teilnehmerzahlen. Wir
sind die einzige Musikmesse auf der Welt, die derartig wächst. Die meisten
anderen stagnieren oder schrumpfen sogar. Allerdings machen wir uns auch sehr
intensiv Gedanken, wie die “jazzahead!” noch attraktiver werden könnte. Wir
wollen, dass sie einen noch höheren Gebrauchswert für die Besucher hat. Es geht
darum einen Event zu schaffen, von dem Musiker, Labels, Journalisten,
Festivalveranstalter und Clubbetreiber profitieren können. Kein Mensch kommt zur
“jazzahead!” nach Bremen, wenn es ihn nur Geld kostet und der Nutzen
zweifelhaft ist.
Wie
die Frankfurter Buchmesse hat die “jazzahead!” jedes Jahr einen Länderschwerpunkt.
Welche Idee steckt dahinter?
Uli
Beckerhoff: Der Länderschwerpunkt will das betreffende Land nicht nur als
Jazzland präsentieren, sondern es findet ein regelrechtes Kulturfestival mit
dem Partnerland statt. Es geht dabei um alle Formen von Kultur: von
Kunstausstellungen über Literaturlesungen bis zu Theateraufführungen, Film,
Graphik/Design und Ballett. Drei Wochen lang stellt das Partnerland sich in
Bremen kulturell vor.
Nach
der Türkei, Spanien, Israel, Dänemark und Frankreich steht dieses Jahr die
Schweiz im Mittelpunkt. Was hat den Ausschlag gegeben?
UB:
Wie wir schon bei den Bewerbungen der Jazzgruppen für die Programmschiene
“European Jazz Meeting” in den letzten Jahren bemerkt haben, gibt es in der Schweiz
viele starke Gruppen. Obwohl es hundert Bewerbungen von Jazzbands aus ganz
Europa gab, haben allein letztes Jahr vier Schweizer Gruppen das Rennen gemacht
und wurden zum “European Jazz Meeting” eingeladen. Das deutet auf eine sehr
vitale Jazzszene hin von höchster Qualität.
Wie
wurden die Gruppen dieses Jahr für die “Swiss Night” ausgesucht?
UB:
Wir hatten aus der Schweiz hundert Bewerbungen für acht Auftritte, sogenannte
“showcases”. Das zeigt wie breit die Jazzszene dort aufgestellt ist. Eine Jury
von sieben Experten hat die 100 Bewerbungen durchforstet. Mehr als 20 Gruppen
kamen in die engere Auswahl, wobei dann noch einmal gesiebt wurden: acht
Gruppen blieben übrig!
Welchen
Stellenwert räumen sie der Schweizer Jazzszene im internationalen Kontext ein?
UB:
Die Schweizer Jazzmusiker agieren zweifellos auf internationalem Niveau. Das
hat wohl mit der hochkarätigen Musikhochschullandschaft zu tun, wo ja auch
viele europäische und amerikanische Musiker unterrichten, ob der Engländer Django
Bates in Bern oder der Amerikaner Gerry Hemingway in Luzern. Das bringt auf die
Dauer natürlich eine Vielzahl von hochtalentierten und vorzüglich ausgebildeten
Musikern hervor.
Welche
jungen Talente haben sie persönlich am meisten beeindruckt?
Julian Sartorius
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