Monday, 23 July 2018

SCHLACHTHOF-FESTIVAL 2018

Schlachthof-Festival trotzt dem Regen

Experimentelle Klänge, Ausdruckstanz, Weltmusik und Jazz beim diesjährigen Event  

(Foto: Robert Krieg)
cw. Dieses Jahr meinte es der Wettergott nicht gut mit dem Sigmaringer Schlachthof-Festival. Es regnete über weite Strecken, sodaß die sonst so geschätzte gemütliche Stimmung im Innenhof des ehemaligen Schlachthofgeländes nicht richtig aufkommen wollte. Dennoch war es erstaunlich, wieviel Publikum trotzdem zu dem Event erschien, um sich musikalische Leckerbissen zu gönnen, die man in dieser Dichte sonst nur selten findet. Offenbar hat sich hier über die Jahre ein treues Stammpublikum gebildet, das sich auch von Petrus das „Schlachtfest“ nicht vermiesen lassen will. 

Frida Stroom alias Martina Berther (Foto: Robert Krieg)
Am Nachmittag war in den verschiedenen Atelierräumen Außergewöhnliches angesagt. Da war die junge Experimentalmusikerin Martina Berther aus Zürich, die ihr Soloprojekt Frida Stroom präsentierte und dabei ihre Baßgitarre in einen bizarren Klangerzeuger verwandelte. Mit Geigenbogen und einem Riesenarsenal an Soundgeräten holte sie Erstaunliches aus dem sonst eher als behäbigen Instrument heraus. In einem anderen Atelierraum wandt und schlängelte sich – in einen riesigen Sack gehüllt – die Ausdruckstänzerin Magdalena Dzeco aus München zu den elektronisch verdichteten Perkussionsklängen von Marja Burchard, während in einem dritten Altelier das Synthi-Duo Klaustrophonie von J.J. Whitefield und Maasl Maier manchmal blubbernde, gelegentlich piepsende, aber immer sanft dahinfließende Ambient-Sounds produzierte. 
                                                                                             Bluesman Jim Kahr (Foto: Robert Krieg)
Das Abendprogramm leitete dann das Duo von Karl Farrent (Trompete) und Manfred Kniel (Schlagzeug) ein. Die beiden Spitzenjazzer aus Stuttgart hatten sich alte Jazzstandards vorgenommen, die sie auf witzig-virtuose Weise in Szene setzen und so Nummern wie „Caravan“ oder „Moon River“ in ganz neuem Licht erscheinen ließen. Danach war Bluesmann Jim Kahr an der Reihe. Der ehemalige Gitarrist von John Lee Hooker ging es sanft an, um gegen Ende mit heißer Slide-Gitarre solche Blues-Klassiker wie „Little Red Rooster“ und „Hoochie Coochie Man“ vom Stapel zu lassen, die das Publikum in Begeisterung versetzten.                                
 Wolfi Schlick von Embryo (Foto: Robert Krieg) 

Den krönenden Abschluß eines rundum gelungenen Events bestritt dann die Gruppe Embryo aus München, die nächstes Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Doch was die Münchner Formation bot, war alles andere als antiquierter Krautrock. Mit Anleihen bei vielerlei Musikstilen aus dem Orients sowie geübt in modernen Jazzimprovisationen bot das Quintett eine wunderbar fließende Weltmusik, der sie mit brillanten Solos die Krone aufsetzten. Das Publikum konnte nicht genug bekommen von den süffigen Sounds, was die Band zu nur noch größeren Höchstleistungen anspornte, sodaß erst um Mitternacht der Vorhang fiel. 

Marja Burchard (Foto: Robert Krieg)

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