Friday, 4 January 2019

Voll auf Vinyl: JACK WHITE und THIRD MAN RECORDS

Exzentriker auf Erfolgsspur

Rockstar Jack White (The White Stripes) verhilft der Vinylplatte zu einem Comeback

JACK WHITE Photo by David James Swanson
cw. Eigentlich wollte er Pfarrer werden. Als aber im Priesterseminar sein Gitarrenverstärker nicht geduldet wurde, entschied sich Jack White anders: Er wurde Rockmusiker! Das Sendungsbewußtsein ist ihm geblieben: Doch mittlerweile will er die Menschen nicht mehr für Religion begeistern, sondern für die Vinylplatten alter Bluesmusiker. 

White wurde mit den White Stripes zum Popstar. Das Rock-Duo mit seiner Ex-Ehefrau Meg am Schlagzeug sorgte um die Jahrtausendwende für Furore auf der internationalen Bühne. Hinter dem wilden, ruppigen Garagenrock der beiden schien der alte Country-Blues durch, der manchmal ganz unvermittelt durchbrach. Mit kreischender Gitarre, verzerrtem Gesang und schepperndem Schlagzeug wurden ein Song wie „Seven Nation Army“ herausgeschleudert, der heute in Fußballstadien auf der ganzen Welt angestimmt wird. 

Doch Jack White ließ es nicht beim Singen alter Blues-Klassiker bewenden. Mit missionarischem Eifer hob er 2001 das Schallplattenlabel Third Man Records aus der Taufe, das anfangs nur die Alben der White Stripes auf Vinyl herausbrachte, bald aber auch vergessene Aufnahmen alter Bluesbarden neu auflegte. Re-Issues früher Countrymusik kamen hinzu. Sein Meisterstück gelang White 2014, als er beträchtliche Teile des Werks des amerikanischen Plattenlabels Paramount neu herausgab, das zwischen 1917 und 1932 bestanden hatte. An den zwei dickleibige Ausgaben, die insgesamt 800 Titel von 172 Künstlern enthielten, hatte White drei Jahre gearbeitet.


Inzwischen ist der Popstar schon wieder ein paar Schritte weiter. Third Man Records expandiert: Zu dem Plattenladen, einem Tonstudio und einem Live-Club an den Standorten in Nashville und Detroit kam 2017 ein nagelneues Presswerk dazu. Den kompletten Maschinenpark lieferte die deutsche Firma Newbilt aus Alsdorf bei Aachen. Jetzt können die Vinylplatten hausintern hergestellt werden. Denn darauf kommt es White an: Dem Vinyl zu einem Comeback zu verhelfen! Für ihn ist der Kunststoff das eigentliche Medium, um Musik richtig zu goutieren: „CDs bzw. Downloads sind okay, aber um Musik optimal zu hören, muß sie in Vinyl gepresst sein.“

Vor zehn Jahren als Kleinbetrieb mit zwei Angestellten gestartet, hat sich Third Man Records inzwischen zu einem florierenden mittelständischen Unternehmen entwickelt, das über 30 Leute beschäftigt. Und White hat weiterreichende Pläne. Ihm schwebt eine Firma mit kompletter Produktionslinie vor: „Vorne gehen die Rohstoffe rein und hinten kommt das fertige Produkt raus. Wir sind auf dem besten Wege dahin.“

Für die seit Jahren gebeutelte Musikindustrie ist Jack White zu einem Leuchtturm geworden. Denn Third Man Records macht Gewinn! Anfangs ging White davon aus, sein Liebhaberprojekt finanziell unterstützen zu müssen: „Mit einem Schallplattenlabel Geld zu verdienen, schien bei der Gründung völlig vermessen!“ Doch seine Leidenschaft für Musik im Allgemeinen und Vinylplatten im Besonderen, dazu die Sorgfalt bei der Herstellung sowie ein ausgeklügeltes Marketing mit Sonderausgaben und limitierten Auflagen, haben Third Man Records zu einer Kultmarke gemacht und die Veröffentlichungen zu Sammlerstücken – heiß begehrt von „Vinyl Junkies“ auf der ganzen Welt. Natürlich trägt der Name von Jack White viel zum Glanz bei. 
Auf die Aufmachung der Schallplatten wird besonderen Wert gelegt. Manche Cover sind aus Holz gefertigt, andere im Stil der Kartonhüllen von Schellacks gehalten. Das Vinyl kommt in unterschiedlichen Farben daher, manchmal mit fluoreszierenden Zutaten, was es in der Dunkelheit leuchten läßt. „Jeder Werbegag ist uns recht, um die Leute zur Vinylplatte zurückzubringen, weil Musik heute immer unsichtbarer wird,“ umreißt White seine Vision.

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