Friday 1 February 2019

Zwischen Pop und Folk: Black Sea Dahu


Folk in zeitgemäßem Gewand

Die Zürcher Indie-Gruppe Black Sea Dahu im Tübinger Sudhaus
            

cw. Folkmusik hört sich heutzutage anders an, als es Bob Dylan in den 1960er Jahren vorgemacht hat. Heute geben Gruppen wie Mumford & Sons oder Alt-J den Ton an, die Folk mit neuen Einflüssen aus Pop und Rock vermischen und den akustischen Stil damit erneut populär gemacht haben. Die Züricher Band Black Sea Dahu folgt dem gleichen Stern: Ein verträumter Indie-Folk ist ihr Metier. Dass diese feinfühlige und melodische Musik einen Nerv der Zeit trifft, zeigte das Konzert der Gruppe im Tübinger Sudhaus, das vor einer begeisterten Zuschauerkulisse stattfand. Ohne Zugabe ließ das Publikum die sechs Musiker und Musikerinnen nicht von der Bühne.

Die Band um Singer-Songwriterin Janine Cathrein gibt es seit sieben Jahren. Anfangs machte sie unter dem Namen Josh Straßenmusik. Damals verdiente Cathrein ihren Lebensunterhalt als Fahrrad-Kurierin. Erst die Namensänderung und ihr zweites Album „White Creatures“, das letztes Jahr erschien, brachten den Erfolg. Mittlerweile gilt die Schweizer Band als einer der heißesten Tips der Szene zwischen Folk und Pop. Die lange Tournee durch Deutschland, die sie im Moment absolvieren, ist ein untrügliches Zeichen, dass es aufwärts geht.

Black Sea Dahu (Dahu ist der Name eines Schweizer Fabelwesens mit verschieden langen Beinen) besticht durch einen attraktiven Sound, der sanft und einfühlsam daherkommt und meist in gemächlichem Tempo gehalten ist. Die Songs – Bandleaderin Janine Cathrein nennt sie ironisch „Schnulzen“ – werden mit Cello, E-Gitarre und Keyboards in wohlige Arrangements gepackt, wobei das Schlagzeug mit erdigen Beats für rhythmischen Fluß sorgt und das Baßspiel für ein solides Fundament. Oft erklingen die Melodien oder der Refrain eines Songs in perfektem Harmoniegesang, was eine Stärke der Gruppe ist. Crosby, Stills, Nash & Young lassen aus den 1960er Jahren grüßen.

Sängerin Janine Cathrein bildet mit ihrer akustischen Gitarre den unbestrittenen Mittelpunkt auf der Bühne. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen: Sie macht die Ansagen zwischen den Stücken und erklärt den Inhalt der Verse, die in Englisch gesungen werden. Assistiert wird sie dabei von ihrer Schwester Vera, die zweite Stimme singt, dazu zwischen E-Gitarre und Baßgitarre wechselt. Der Bruder ist auch mit von der der Partie: Er spielt Cello, Glockenspiel und läßt ebenfalls seine Stimme erklingen. Zur Hälfte ist das Sextett also ein Familienensemble! 

Der Keyboarder bringt mit einem altertümlichen Tonbandgerät vorgemischte experimentelle Sounds ins Geschehen ein, die er manchmal als Grundtöne einem ganzen Song unterlegt. Darüber entfalten sich dann Lieder über enttäuschte Liebe und andere Mißlichkeiten, die einem das Leben so auftischt. Die Botschaft der Songs ist klar: „Lasst euch nicht verbiegen, folgt euren eigenen Träumen!“ Black Sea Dahu macht das auf eindrucksvolle Weise vor. 

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung im Südwesten.  

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