Bach neu belebt
Drei Ensembles bürsten bekannte Kompositionen von Johann Sebastian Bach gegen den Strich
cw. Für viele gilt er als der bedeutendste Komponist, den das Abendland hervorgebracht hat: Johann Sebastian Bach, 1685 in Eisenach geboren und von 1723 bis zu seinem Tod 1750 Thomaskantor in Leipzig. Der Barockgroßmeister hat ein riesiges Werk geschaffen, darunter Kompositionen wie „Das wohltemperierte Klavier“, die „Goldberg-Variationen“ und „Die Kunst der Fuge“, die mittlerweile zu weltbekannten Klassikern geworden sind und unzählige Male auf Schallplatte oder CD eingespielt wurden.
Dennoch hat die Fülle an Veröffentlichungen bisher zu keiner Übersättigung geführt. Immer neue Generationen von Musikern lassen sich vom Werk des Barockmusikers in den Bann ziehen, wobei sie versuchen, frische Funken aus seinen Kompositionen zu schlagen. In den 1960er Jahren machte Walter (heute: Wendy) Carlos mit Synthesizer-Interpretationen des wohltemperierten Klaviers Furore, während Jacques Loussier unter dem Motto „Play Bach“ den Barockkomponisten verjazzte und die französischen Swingle Singers ähnliches mit swingenden Vokalinterpretationen von „Bach‘s Greatest Hits“ unternahmen. In jüngerer Zeit haben Pianisten wie der junge Isländer Vikingur Ólafsson nahmhafte Elektronikmusiker ins Boot geholt, um Bach im Sound der Club- und DJ-Culture einer Runderneuerung zu unterziehen.
Trio Zimmermann (Foto: Mats Bäcker / Promo)
Gerade sind abermals eine Reihe von Veröffentlichungen erschienen, die das Bach’sche Werk anders und neu hörbar machen. Da ist das Trio des weltberühmten Violinvirtuosen Frank Peter Zimmermann, das die „Goldberg Variationen“ von einer „Clavier Übung“ in Streicherklänge überführt. Einst vom kanadischen Pianoexzentriker Glenn Gould zu einem Schallplattenhit gemacht, haben die drei Saitenmusiker in jahrelanger Arbeit die ursprünglich für Cembalo gedachte Stückesammlung für Violine, Bratsche und Cello eingerichtet. Der Effekt ist verblüffend, wobei die Kompositionen so natürlich und authentisch klingen, als hätte sie Bach ursprünglich für Streichtrio geschrieben. Die drei Solisten bringen diesen wohl bedeutendsten Variationszyklus der Musikgeschichte mit so leichter Hand auf ihren Stradivari-Instrumenten zum Klingen, dass sie der Vorgabe der „Gemüths-Ergetzung“, wie der Untertitel des Werks lautete, mehr als gerecht werden.
Ensemble Phantasm (Foto: Marco Borggreve/ Promo)
Mit ähnlicher Fantasie macht sich das Ensemble Phantasm ans Werk, das unter dem Titel „The Well-Tempered Consort“ auf zwei Alben der kontrapunktischen Verschlungenheit des „wohltemperierte Klaviers“ nachspürt. Die Gruppe ist eigentlich ein Gambenconsort, eine Ensembleform, wie sie in der Zeit vor Bach bestimmend war. Dem Streichsextett, das seit ein paar Jahren in Berlin residiert, gelingt es, die Bach’sche Tastenmusik in ebenmäßiger Ausgewogenheit in Szene zu setzen, womit die Gruppe der Forderung des Komponisten Robert Schumann nachkommt, diesen „wahrhaft poetischen Gebilden“ ihren „jeweils eigenen Ausdruck“ zu geben.
Les InAttendus (Foto: Bernard Martinez / Promo)
No comments:
Post a Comment