Altersfrische
„Zoup“ das neue Album von KRAAN
cw. Meistens waren sie zu viert, zeitweise auch ein Quintett. Heute sind Kraan auf ihren Urkern mit Hellmut Hattler (Baßgitarre), Jan Fride (Schlagzeug) und Peter Wolbrandt (Gitarre) zusammengeschmolzen. Für jede dieser Besetzungen in der Bandgeschichte wurde jeweils ein passendes Konzept gefunden. So hat sich die Band – ursprünglich aus Ulm stammend, in den 1970ern als Bandkommune auf dem abgelegenen Hofgut Wintrup am Rande des Teutoburger Walds lebend – über die Jahre immer wieder gehäutet, wobei sie sich momentan in einer recht produktiven Phase befindet. Wie ihr neues Album „Zoup“ dokumentiert, steht Kraan mittlerweile für eine abgehangene Rockmusik, die – meist instrumental – sehr organisch, entspannt und selbstverständlich daherkommt und einen natürlichen Flow besitzt.
In über fünf Jahrzehnten als Profimusiker haben sich die drei zu ausgefuchsten Instrumentalisten und hochkarätigen Solisten entwickelt, die mit abgeklärter Souveränität agieren. Drummer Jan Fride sorgt mit kraftvollem Trommelspiel, eng verzahnt mit Hellmut Hattlers druckvollem Baß, nicht nur für ordentlich Drive, sondern für eine Grundierung, die Gitarrist Peter Wolbrandt für die Ausbreitung einer enormen Palette an Sounds zu nutzen weiß. Von schillernden Akkorden über psychedelische Sphären-Klänge bis zu den synkopischen Rhythmen schwarzer Funkmusik bringt Wolbrandt viel Unterschiedliches wohldosiert in die Musik ein.
Gelegentlich erhöht Hattler, von dem alle zehn Stücke des neuen Albums stammen, mit wuchtigen Baßläufen die Temperatur, wobei er bisweilen wie ein zweiter Gitarrist klingt. Als Gastmusiker steuert Martin Kasper bei ein paar Stücken delikate Synthi-Einwürfe bei, und zur Überraschung tritt Ur-Kraan-Saxofonist Johannes Pappert sowie der 2019 verstorbene Keyboarder Ingo Bischof jeweils bei einem Stück noch einmal in Erscheinung.
KRAAN zu dritt (Promo-Foto)
Singbare Melodien, kantige Riffs, prägnante Unisono-Passagen und mächtige Grooves verdichten sich zu einem raffiniert verzahnten Spiel, das manchmal in metallisch funkelnde Klangfelder mündet, dann wieder in eine eingängige Melodie übergeht, deren Hookline sich in den Ohren verfängt.
Kraan haben als Trio zu einem eigenständigen Stil gefunden, der sich nicht in aufgewärmter Krautrock-Nostalgie ergeht. Weder rückwärtsgewandt, noch revolutionär, destillieren sie aus bekannten Elementen einen Sound, der so süffig wie einprägsam ist. Respekt vor so viel Altersfrische!
Kraan: Zoup (36music / Broken silence)
Kraan: Plain Vanilla (youtube)
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