Saturday, 2 August 2025

Kirchenhymnen des 18. Jahrhunderts

Lieder vom Untergang 

Auf einer Anhöhe oberhalb von Hebden Bridge, im nordenglischen West-Yorkshire gelegen, liegt die kleine Ortschaft Heptonstall, wo neben dem Grab der Poetin Sylvia Plath sich auch ein achteckiges Gotteshaus (mit Sunday School) der Methodisten von 1764 befindet, wo damals der Gründer der Methodisten, Charles Wesley, öfters gepredigt hat. Wesley hatte neben seinem Predigertalent noch eine andere Gabe: Er war ein begnadeter Hymnenkomponist, auf den viele ohrwurmhafte Kirchenlieder zurückgehen. Einer dieser Knüller trägt den Titel "Idumea", was das Land der Idumäer beschreibt, im heutigen Israel gelegen. Das Kirchenlied ruft den allgegenwärtigen Tod in Erinnerung, der jeden erwartet und auf den es sich vorzubereiten gilt. Es ist die Stunde, in der sich die Seele "in a world unknown" davonmacht. Die Watersons, bekannte englische Folkgruppe, hat den Song in den 1970er Jahren A-Capella aufgenommen.



An diese Tradition alter Kirchenhymnen knüpft die Gruppe Landless an, ein Quartett aus vier jungen Frauen aus Irland, die ebenfalls meistens A-Capella singen. Sie haben ein Lied mit dem Titel "Doomsday" gerade auf einer EP mit dem Titel "Landless" veröffentlicht, das 1789 von Abraham Woods komponiert worden war, nach einem Text von Joseph Hart von 1762, das also ein Jahr nach dem Tod von Charles Wesley (1788) entstanden ist. "Doomsday" beschreibt das Weltenende, das jüngste Gericht, wenn die Erde untergeht, eine Überzeugung, an die abtrünnige Religionsgemeinschaften, sogenannte "Dissenter churches", die vom Hauptstamm des Protestantismus abgefallen waren, damals fest glaubten. Es ist eine ungeheure Kraft, die diesen alten Liedern innewohnt, eine Power, die in zeitgenössischer  Musik nur noch selten zu finden ist und die wohl mit dem unumstößlichen Glauben und der tiefen existenziellen Ernsthaftigkeit dieser Songs zu tun hat.



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