Verschlungene Vielschichtigkeit:
Ned Rothenberg – Looms & Legends
Pyroclastic Records
Anfang der 1980er Jahre machte der amerikanische Multiinstrumentalist Ned Rothenberg mit ein paar Alben von sich reden, auf denen er mehrstimmig als Solist auf monophonen Instrumenten spielte. Diese Kunst der sogenannten “Multiphonics” hat er seither vervollkommnet und perfektioniert. Heute ist der New Yorker Holzblattbläser in der Lage mit Überblaseffekten, Obertönen und Spaltklängen sonore Phänomene zu erzeugen, die in ihrer verschlungenen Vielschichtigkeit an Evan Parker, Steve Reich oder die Bach’schen Cellosuiten erinnern.
Rothenberg entfaltete seine Kunst auf Altsaxophon, Klarinette und Baßklarinette, sowie der Shakuhachi, einer japanischen Bambusflöte, die üblicherweise von buddhistischen Mönchen gespielt wird. Und wie die Mönche der realen Welt entsagt haben, so spielt Rothenberg Stücke, die er als ethnische Musik eines imaginären Landes versteht, so eigenwillig klingen seine Kompositionen. Mit Hilfe der Zirkulationsatmung erzeugt er einen steten Tonfluß, aus dem immer wieder einzelne Töne herausfallen, die sich dann zu einer zweiten Melodie reihen. Dreizehn Eigenkompositionen enthält das Album, die alle wie feingeschliffene Diamanten funkeln, und mit “Round Midnight” einen Abschluß finden, das Rothenberg mit luftiger Intonation auf der Shakuhachi bläst, was dem Monk-Stück eine geheimnisvolle Dimension verleiht.
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