Sunday, 28 April 2013

Hörempfehlung: Phantom Orchard Orchestra


Klangstaub

Das Phantom Orchard Orchestra mit neuem Album

                                                                                                            Foto: Scott Irvine

cw.Phantom Orchard nennt sich das Duo der Harfenspielerin Zeena Parkins und der Elektronikerin Ikue Mori. Experimenielle Sounds sind ihr Metier. Beide haben seit den achtziger Jahren in der New Yorker Downtown Szene immer wieder mit verschiedenen Bandprojekten aufhorchen lassen. Gelegentlich brachen sie dabei aus dem Elfenbeinturm der Avantgarde aus, um Exkursionen in die Gefilde der Popmusik zu unternehmen, wobei Parkins mit Björk und Yoko Ono kooperierte und Mori mit Kim Gordon (Sonic Youth) und Jim O’Rourke.

Für ihr aktuelles Album haben die beiden Neutönerinnen ihre Mini-Combo um fünf Instrumentalistinnen zu einem Ensemble mittlerer Größe erweitert. Mit dem Phantom Orchard Orchestra steuern sie eine feingliedrige Kammermusik an, die behutsam auf der Grenzlinie zwischen avantgardistischer E-Musik, den Sounds des digitalen Zeitalters und Ausbrüchen freier Improvisation balanciert.

Vom Laptop ertönt ein Knistern, das sich in ein Rascheln verwandelt, bevor es in leises Zirpen übergeht. Kaskadenartig prasseln Harfentöne nieder, während die Geige eine vibratoreiche Melodie intoniert. Cello, Vibraphon und Waldhorn steuern natürliche Farben bei. Elektronischer Klangstaub legt sich auf das Geschehen. Die Vokalistin Maja Ratke flüstert und wispert Fabelworte, die wie magische Beschwörungsformeln klingen. Ihre spitzen Schreie und Kehllaute verbinden sich mit dumpfen Trommelwirbeln und einem noch dumpferen Rauschen vom Synthesizer zu einem buntschillernden Tableau aus Klängen, das sich fortwährend verändert und neu formt – wie eine flüchtige Metapher unserer vorbeirauschenden Zeit.

Phantom Orchard Orchestra: Trouble in Paradise (Tzadik)

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