Klangstaub
Das Phantom Orchard Orchestra mit neuem Album
Foto: Scott Irvine
cw.Phantom Orchard nennt sich das Duo
der Harfenspielerin Zeena Parkins und der Elektronikerin Ikue Mori. Experimenielle
Sounds sind ihr Metier. Beide haben seit den achtziger Jahren in der New Yorker
Downtown Szene immer wieder mit verschiedenen Bandprojekten aufhorchen lassen. Gelegentlich
brachen sie dabei aus dem Elfenbeinturm der Avantgarde aus, um Exkursionen in
die Gefilde der Popmusik zu unternehmen, wobei Parkins mit Björk und Yoko Ono kooperierte
und Mori mit Kim Gordon (Sonic Youth) und Jim O’Rourke.
Für ihr aktuelles Album haben die beiden
Neutönerinnen ihre Mini-Combo um fünf Instrumentalistinnen zu einem Ensemble
mittlerer Größe erweitert. Mit dem Phantom Orchard Orchestra steuern sie eine
feingliedrige Kammermusik an, die behutsam auf der Grenzlinie zwischen avantgardistischer
E-Musik, den Sounds des digitalen Zeitalters und Ausbrüchen freier
Improvisation balanciert.
Vom Laptop ertönt ein Knistern, das
sich in ein Rascheln verwandelt, bevor es in leises Zirpen übergeht. Kaskadenartig
prasseln Harfentöne nieder, während die Geige eine vibratoreiche Melodie
intoniert. Cello, Vibraphon und Waldhorn steuern natürliche Farben bei. Elektronischer
Klangstaub legt sich auf das Geschehen. Die Vokalistin Maja Ratke flüstert und
wispert Fabelworte, die wie magische Beschwörungsformeln klingen. Ihre spitzen
Schreie und Kehllaute verbinden sich mit dumpfen Trommelwirbeln und einem noch
dumpferen Rauschen vom Synthesizer zu einem buntschillernden Tableau aus
Klängen, das sich fortwährend verändert und neu formt – wie eine flüchtige
Metapher unserer vorbeirauschenden Zeit.
Phantom Orchard Orchestra: Trouble
in Paradise (Tzadik)
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