Tuesday, 30 April 2013

Krautrockurgestein: ROLAND SCHAEFFER Brainstorm / Guru Guru



Musikalischer Weltenbummler

Deutschrock-Urgestein Roland Schaeffer profiliert sich als Brückenbauer zwischen West und Ost



cw. Das Telefon klingelt. Als abgenommen wird, hört man eine Stimme einen indischen Rhythmus deklamieren. Dann setzen Schlagzeug und Keyboards ein. Darüber legt sich der mächtige Klang einer indischen Holzoboe, die eine verschlungene orientalische Melodie bläst. So beginnt das aktuelle Album “Tiru” des Roland Schaeffer Trios. Ethno-Jazz heißt die Fahrtrichtung, in die sich die Gruppe bewegt. In die Musik fließt die Erfahrung einer langen Karriere als Profimusiker ein. Seit 45 Jahren ist Roland Schaeffer (Jahrgang 1950) im Geschäft. 

Der Saxofonist, Gitarrist und Komponist aus Baden-Baden zählt zum Urgestein der Rockszene in Deutschland. Ende der sechziger Jahre gründete er als 18-Jähriger die Gruppe Fashion Pink, die für den Südwestfunk erste Aufnahmen machte. Aus dieser Gruppe ging 1972 die Formation Brainstorm hervorging. Mit Brainstorm nahm Schaeffer zwei Alben auf, die in den siebziger Jahren einigen Staub aufwirbelten und heute noch bei Kennern große Hochachtung genießen. Der Jazzrock der Band mit seinen komplizierten Rhythmen und schillernden Klangfarben konnte es mit den Besten der Stilrichtung aufnehmen.

                                                                               Guru Guru mit Roland Schaeffer (ganz rechts), 1976

Als Brainstorm auseinanderfiel, schloß sich Schaeffer der Gruppe Guru Guru an, die Mitte der siebziger Jahre eine bekannte ‘Krautrock’-Formation war. Später trat Schaeffer dann mit der “Weltmusik”-Formation Embryo auf und stieg für ein paar Tourneen nach Fernost bei den Dissidenten ein, was sein Interesse an den Klänge des Orients noch weiter stimulierte.

Nach einer Auszeit von ein paar Jahren ist Schaeffer heute wieder mit Guru Guru unterwegs. Daneben tritt er mit seinem eigenen Trio auf, zu dem der Organist Rainer Granzin und der Schlagzeuger Markus Faller gehören, die beide problemlos Schaeffers Söhne sein könnten.

Die Musik des Trios ist vollgesogen mit den Tönen und Rhythmen, die sich Schaeffer auf den vielen Reisen nach Indien angeeignet hat. In Bangalore (Südiniden) spielte er Konzerte mit dem Karnataka College of Percussion, einer renommierten Trommelschule. Er nahm Trommel- und Gesangsunterricht und tauchte in den Klangkosmos der südindischen Musik ein. Ein Instrument zog den Saxofonisten besonders in den Bann: Das Blasinstrument Nagaswaram ist eine Schalmei aus Ebenholz mit einem äußerst durchdringenden Ton, die in der Tempelmusik eine wichtige Rolle spielt. Bei einem Nagaswaram-Meister fing Schaeffer in Indien an, die Holzoboe zu studieren.

Heute sieht sich der Baden-Badener als Grenzgänger zwischen Abendland und Morgenland, ein musikalischer Weltenbummler, der sich mühelos in verschiedenen Klangwelten zu bewegen weiß und sie souverän miteinander verbindet. In seiner Musik geht die uralte Musikkultur Indiens mit den modernen Sounds des Westens eine organische Synthese ein. 

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