Publikumsmagnet
Mit seinem 500. Konzert feiert der Jazzclub Singen 25jähriges Jubiläum
cw. Nicht nur in den Großstädten findet Kultur statt, auch die Provinz hat
einiges zu bieten. Auf einer Landkarte der Jazzzentren in Deutschland würde nicht
nur Berlin, München oder Köln auftauchen, sondern auch Moers, Neuburg/Donau sowie
Singen am Hohentwiel, wo eine der rühigsten Jazzvereinigungen der
Bundesrepublik aktiv ist. Dieses Jahr feiert der Jazzclub Singen seinen 25. Geburtstag
mit seinem 500. Konzert. Am Freitag, den 23. Mai tritt in der Singener Stadthalle
die südkoreanische Ausnahme-Sängerin Youn Sun Nah mit dem schwedischen
Gitarristen Ulf Wakenius auf, der einst mit Oscar Peterson spielte. Karten für
dieses exquisite Konzert sind noch im Vorverkauf erhältlich.
500 Konzerte in 25 Jahren - das
bedeutet ganz konkret: 500 Mal Plakate kleben, Vorverkauf organisieren,
Presseartikel schreiben, Rundmail verschicken, Musiker vom Bahnhof abholen, Verstärkeranlage
beschaffen, den Konzertsaal bestuhlen und dann dafür sorgen, dass das Konzert
reibungslos und zur Zufriedenheit der Künstler und des Publikum über die Bühne
geht. Dazu kommt noch einiges mehr: Gagen aushandeln, Verträge aufsetzen, Anfragen
von Musikern und Agenturen beantworten, jede Woche einen kleinen Stapel von CDs
durchhören, bei Konzerten und Festivals neue Gruppe kennenlernen und sich nicht
zuletzt mit Behörden wegen der Ausländersteuer herumärgern. Eine kolossale
Arbeit und das alles ehrenamtlich! Der Mann, der dieses enorme Pensum in seiner
Freizeit absolviert, heisst Rudolf Kolmstetter. Mit seinem Kompagnon Klaus
Mühlherr ist er die treibende Kraft hinter dem Singener Jazzwunder. Mit einem
kleinen Team von freiwilligen Helfern haben es die beiden geschafft, dass
Singen unter Jazzfans in ganz Südwestdeutschland und dem schweizer Grenzgebiet mittlerweile
als Magnet gilt. Der unermüdliche Einsatz wurde letztes Jahr vom
Kulturstaatsministerium in Berlin mit dem mit 5000 Euro dotierten
Spielstättenprogrammpreis ausgezeichnet.
Die Liste der
Stars und Koryphäen, die in den letzten Vierteljahrhundert in Singen
aufgetreten sind, ist beeindruckend und enthält zahlreiche Namen, die jeden
Jazzfan mit Ehrfurcht erfüllen. Vom legendären Bassisten Ray Brown über den
Bigband-Leiter Maynard Ferguson bis zum Schlagzeuger Paul Motian und dem
Pianisten Don Pullen ist die Crème de la Crème des Jazz schon am Hohentwiel
aufgetreten. Jedoch nicht nur die amerikanische Jazzelite setzte Glanzpunkte, mehr
und mehr kamen auch europäische und deutsche Jazzmusiker zum Zuge. Außerdem verstand
sich der Jazzclub Singen immer auch als ein Forum für junge Talente - als
Starthilfe auf dem Weg nach oben. “Wir laden nur Künstler ein, die wir gut
finden”, versichert Kolmstetter. “Zugeständnisse an den Massengeschmack machen
wir nicht.” 
Der Artikel erschien zuerst im SCHWARZWÄLDER BOTE, große Tageszeitung in Südwestdeutschland

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