Jazz als Weltmusik
Das SWR-NewJazz-Meeting war in Tübingen zu Gast
cw. Jazz war von Anfang an ein Stil, der sich aus vielerlei Quellen speiste. Seit den 1960er Jahren hat der Jazz Einflüsse traditioneller Musik aufgenommen, ob afrikanische Trommelrhythmen, indische Raga-Klänge oder brasilianische Samba- bzw. Bossa Nova-Tänze. Diese Öffnung zur „Weltmusik“ wurde maßgeblich vom „Jazzpapst“ Joachim Ernst Behrendt beim Südwestfunk in Baden-Baden angestoßen. Durch die zunehmende Globalisierung haben sich solche Vermischungen in den letzten Jahrzehnten weiter intensiviert: Heute ist nahezu jeder Jazzer auch irgendwie als Weltmusiker unterwegs.

Neben typischen Jazzinstrumenten wie Saxofon, Trompete, Klarinette, Kontrabaß und Schlagzeug kamen exotische Klangerzeuger zum Einsatz, wie die arabische Laute Oud (gespielt von Gregory Dargent) oder die Guembri, eine nordafrikanische Kastenhalslaute, die Kranzelbinder bei den trancehaften Zeremonien der Sufi-Bruderschaft der Gnawa in Tanger kennengelernt hatte und die er wie eine Baßgitarre spielt.

Für außergewöhnliche Akzente sorgte der Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila aus dem Kongo, der in Graz lebt und sich mit Versen, Wortkaskaden und Kehllauten stimmmächtig ins Geschehen einbrachte, was an die Beat-Poeten der 1950er Jahre erinnerte, die damals bereits ihre Verse zu den Klängen einer Jazzcombo herausschleuderten. Vom Publikum mit viel Applaus bedacht, konnte die SWR NewJazz Session diesem bekannten Modell neue Seiten abgewinnen.
Die Konzertbesprechung erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung in Südwestdeutschland
No comments:
Post a Comment