Saturday 17 November 2018

WELTMUSIK: Doneff-Dafka-Duo


 Im Herzen des Balkans

Das Doneff-Dafka-Duo mit mazedonischer Musik bei einem Radiokonzert des SWR in Sigmaringen

                                                                                                            Fotos: C.Wagner

cw. Die Tatsache, dass zwei Ländern (nämlich Griechenland und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien) zur Zeit um den Namen „Mazedonien“ streiten, macht deutlich, dass der mazedonische Kulturraum über enge nationalstaatliche und politische Grenzen hinausreicht. Es ist eine historische Region, in der sich in den letzten Jahrhunderten mazedonische, griechische, albanische, bulgarische, osmanische und jüdische Einflüsse kreuzten, vermischten und vermengten. In einem Konzert, das vom Südwestrundfunk mitgeschnitten wurden, präsentierte das Duo von die ganze musikalische Vielfalt dieses Landstrichs im Herzen des Balkans.

Doneff, der mit griechischem Namen Kostas Theodorou heißt, ist ein 1965 in Nordgriechenland geborener Multiinstrumentalist, Komponist und Sänger, der beim renommierten Label ECM ein paar Platten veröffentlicht hat. In diesem Kleinensemble tritt er vor allem als Perkussionist auf, spielt aber auch die Langhalslaute Tambura, was aufmerken läßt, weil er in Jazzkreisen eigentlich als versierter Kontrabassist bekannt ist und zeitweise mit der Münchner Ethnojazz-Gruppe Embryo spielte. 

Ihm gegenüber sitzt die erst 19jährige Maria Dafka, die wie Doneff aus Nordgriechenland stammt und sich zum einen als ausdrucksstarke Sängerin profiliert, dazu ihr russisches Bajan-Knopfakkordeon mit einer Virtuosität und Souveränität spielt, die verblüfft. Das einstige „Wunderkind“ auf dem Akkordeon, das auch Bach und Scarlatti bravourös auf der Ziehharmonika spielen kann und etliche erste Preise bei internationalen Musikwettbewerben eingesammelt hat, absolviert gerade ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater in München. 

Problemlos schafften es die beiden, sowohl die Melancholie als auch die quirrlige Lebensfreude der Musik des Balkans zum Ausdruck zu bringen. Etliche Stücke waren in getragenem Tempo gehalten und riefen eine Stimmung hervor, die von Traurigkeit und Schwermut geprägt war: die Tränen des Balkan Blues! 

Dem gegenüber standen rasche Tanznummern in ungeraden Metren, bei denen die Akkordeonistin ihre ganze Fingerfertigkeit demonstrieren konnte, während Doneff mit den Besen nur so über die Felle der Trommeln huschte. Augenblicklich meinte man sich auf ein Hochzeits- oder Tauffest versetzt, irgendwo auf dem Land oder in einer Gastwirtschaft in irgendeiner Stadt in der Grenzregion zwischen Griechenland und Mazedonien, wo der Wein in Strömen fließt und mit der Musik die ausgelassene Stimmung befeuert.

Dieses Jahr wurde das Doneff-Dafka-Ensemble beim Folkfestival in Rudolstadt mit dem Weltmusik-Förderpreis 2018 ausgezeichnet. Für die begeisterten Zuhörer im Sigmaringer Kulturzentrum Schlachthof stand außer Zweifel, dass mit dieser Entscheidung die Richtigen geehrt wurden. 

1 comment:

  1. Diese sehr gelungene Kritik spricht so vieles an, was ich ähnlich empfinde. Nur hätte ich es nicht so schön formulieren können. Ich erinnere mich gerne an die Überreichung des Weltmusik-Förderpreises 2018 in diesem Sommer im Rahmen des Folkmusikfestivals in Rudolstadt/Saale. Ich fahre schon viele Jahre dorthin und war schon oft begeistert; aber was diese beiden Musiker geboten haben, übersteigt alles, was ich bisher erlebt habe. Darum kann ich besonders dem letzten Satz zustimmen! Ja, die Jury hat wirklich die beste Entscheidung getroffen!

    ReplyDelete