Zum Tod von Harold Budd (1936 – 2020)
Er erzählte von seinen frühen konzeptionellen Arbeiten (“schlage einen Gong ganz leise unendlich lange an“), und was er damals unter der Praxis der Ambient Music verstand, als deren Erfinder er ja gilt. In freundlichem Ton unterstrich er seine Vorliebe für eine Kunst, die leicht zu machen ist, dabei einfach und nicht kompliziert ist. “Das kommt mir menschlicher vor“, meinte er. Ich bin mir nicht sicher, aber der Mann aus Kalifornien schien Buddhist zu sein und mit allen Wassern der Kunsttheorie gewaschen.
Ich habe dann später John Foxx in einem Londoner Studio besucht, als der ehemalige Sänger von Ultravox an einem Dreier-Album mit Pianomusik von Harold Budd arbeitete, d.h. im Studio mit Reverb (Hall) das äußerst simple Klavierspiel in ein Bad des Wohlklangs tauchte. Es kam wohl dem recht nahe, was Budd unter “pretty music“ verstand: schöne, süße Klänge! “As pretty as possible“, pflegte er zu sagen.
Sein Ansatz ist als Herausforderung an all diejenigen zu begreifen, die sich als Avantgardisten mißverstehen, weil sie meinen, experimentelle Musik müsste garstig, verzerrt und extrem schrill klingen, kurz gesagt Bürgerschreckmusik sein! “Pustekuchen!” hätte Harold Budd gelassen eingewandt. Dabei war er selbstverständlich der Meinung, dass die Welt groß genug sei für eine Vielfalt von ästhetischen Ansätzen und Positionen.
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