Sunday 11 December 2022

SCHEIBENGERICHT 10: Bernd Konrad & Ilja Ruf unterwegs nach 'Utopia'

Perfekte musikalische Partnerschaft

 

Ein neues Album von Jazzaltmeister Bernd Konrad gibt Einblicke ein sein ungebremstes kreatives Schaffen

 

Ilja Ruf und Bernd Konrad (Foto: Milena Winter)

 

cw. Bernd Konrad ist der bekanneste Jazzmusiker, den Konstanz hervorgebracht hat. Dass der pensionierte Jazzprofessor noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist er gerade mit einem neuen Album namens „Utopia“ (Label: GP Arts), das er mit einem jungen „shooting star“ der aktuellen Szene aufgenommen hat: dem 21-jährigen Pianisten Ilja Ruf. Die Einspielung bietet aufregenden Jazz der modernen Art und spannt den Bogen zwischen lyrisch-verträumt bis aufbrausend-wild.

 

1947 in Schleswig-Holstein geboren, kommt Bernd Konrad mit fünf Jahren nach Südwestdeutschland, wo sich die Familie 1952 in Konstanz niederläßt. Von seinem Onkel erhält er ersten Klarinetten- und Saxofonunterricht. Als Teenager tritt sein musikalisches Talent deutlich hervor. Im Konstanzer Jazzclub „Seekuh“ hört er internationale Solisten und eifert ihnen nach. 

 

Mit 21 Jahren erhält Konrad den Jugend-Solistenpreis des Bodensee-Symphonie-Orchesters. Er beginnt ein Klarinettenstudium an der Musikhochschule in Stuttgart, dem ein Kompositionsstudium folgt. Ab 1970 gewinnt er mit eigenen Bandprojekten etwa der „Jazzcrew Stuttgart“ mehr und mehr Profil. Eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt sich Ende der 1970er Jahre mit dem Saxofonisten Hans Koller. 

 

Später ist Konrad in das Bandprojekt „Südpool“ involviert, wobei er auch maßgeblich zur Gründung des Jugendjazzorchesters Baden-Württemberg beiträgt. Von 1986 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 war der Saxofonist Leiter der Jazzabteilung der Stuttgarter Musikhochschule. 2001 wird er für sein Lebenswerk  mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Seit seiner Pensionierung lebt Bernd Konrad wieder in Konstanz.

 

Die Einspielung mit Ilja Ruf ist das Ergebnis einer spontanen Session, bei der die spontane Improvisation im Mittelpunkt steht. Dabei greifen die beiden weit aus und ziehen alle Register ihres Könnens. Da wird im Innenraum des Klaviers mit Verfremdungseffekten gearbeitet, während Bernd Konrad sein Saxofon überbläst und den Atem augenblicklich in Musik verwandelt. Manchmal geht bei Konrads Saxofonspiel Jazzgott John Coltrane durch den Raum, während Ruf Bach’sche Barockkontrapunktik anklingen läßt oder sich in romantischem Tastenspiel ergeht. In diesem aufregenden Duo gehen Jugend und Alter eine perfekte musikalische Partnerschaft ein, wobei sich der Jazz in eine Brücke zwischen den Generationen verwandelt. 


Ilja Ruf und Bernd Konrad (Youtube)


 

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