Saturday, 4 May 2013

Zappa-Tribut: Grandmothers of Invention


Ikone des Underground

Die Grandmothers of Invention präsentieren sich als virtuose Erbverwalter von Frank Zappa


cw. Zwanzig Jahre nach Frank Zappas Tod hat seine Musik kaum an Aktualität eingebüßt. Etliche Bands aus ehemaligen Musiker seiner Gruppen sind inzwischen unterwegs, die das musikalische Erbe des amerikanischen Gitarristen und Komponisten verwalten. Zappa war Ende der 60er Jahren zu einer Ikone des Underground aufgestiegen, der die Rockmusik auf ein anderes Niveau hob. Neben der Gruppe “Banned from Utopia” zählen die Grandmothers of Invention zu den kompetentesten Tributbands. Im Tübinger Sudhaus absolvierten sie vor nahezu ausverkauftem Haus und Hunderter begeisterter Fans einen absolut fulminanten Auftritt.

Zwei Musiker der “Grandmothers” garantieren die Authentizität. Da ist zum einen Don Preston, der bei den “Mothers” von 1967 bis 1974 spielte und jetzt von den Keyboards aus so dezent wie souverän die Fäden zieht. Bei dem Tastenvirtuosen aus Los Angeles, dem man seine 80 Jahre nicht im geringsten ansieht, laufen die Nervenstränge der Gruppe zusammen. Er ist musikalischer Direktor, Dirigent und Bandleader in einer Person.

Noch mehr im Rampenlicht steht Napoleon Murphy Brock. Als Sänger und Saxofonist war er von Mitte der siebziger bis in die achziger Jahre hinein in diverse Bandprojekte von Zappa involviert. Der schwarze Musiker im hellen Anzug und neckischem Käppi gibt den quirrligen Entertainer und energiegeladenen Zeremonienmeister auf der Bühne, der mit kraftvoller Stimme, mächtigem Saxofonspiel und diversen Tanz- und Showeinlagen die Aufmerksamkeit auf sich zieht und für kurzweilige Unterhaltung sorgt.



Komplettiert wird die Gruppe von drei hochversierten Sessionmusikern. Gitarrist Mike Miller, lange Jahre in den elektrischen Gruppen von Chick Corea aktiv, kommt dabei die undankbare Aufgabe zu, den Gitarristen Zappa vergessen zu machen, der einer der originellsten Saitenzupfer der Rockgeschichte war.

Das Quintett tänzelt gekonnt durch die musikalische Biographie Zappas. Kompositionen aus den verschiedenen Schaffensperioden werden in makelloser Ausführung präsentiert, wobei auch die Zusammenarbeit von Zappa mit Captain Beefheart nicht ausgespart wird.  Den fünf gelingt es, die vertrakten und komplizierten Arrangements äußerst virtuos in Szene zu setzen und für zappaeskes Feeling zu sorgen. Rasante Unisono-Passagen, ungerade Metren, abrupte Taktbrüche, plötzliche Szenenwechsel und virtuose Soli wechseln sich in schneller Folge ab. Diese Stilelemente gelten als Markenzeichen von Zappa, die seinen Ruhm begründeten.

Beeinflußt vom Erfinder der Zwölftonmusik, Arnold Schönberg, und vom Neutöner Edgar Varèse, spannen Zappas Kompositionen einen weiten Bogen. Die Bandbreite reicht von zeitgenössischen Avantgarde-Klängen bis zu Blues und Rock ‘n’ Roll, wobei vielfach ein untergründig parodistisches Element ins Spiel kommt: Mit sarkastischen Versen werden die Irrungen und Wirrungen  der Gegenwart auf die Schippe genommen – Zynismus, ätzende Ironie und lakonische Scherze waren bei Zappa Trumpf!

Ein Saal voller begeisterter Fans zeigte wie groß die Verehrung des Meisters bis heute ist. Sein Werk hat sich mittlerweile in fast klassische Musik verwandelt, die wohl noch lange gepflegt werden wird. Hoffentlicht immer so überzeugend, wie es die Grandmothers vormachten.

IN DER JULI&AUGUST-AUSGABE DER ZEITSCHRIFT JAZZTHETIK ERSCHEINT EIN INTERVIEW, DAS CHRISTOPH WAGNER MIT DON PRESTON IM APRIL 2013 GEFÜHRT HAT, WOBEI PRESTON VOR ALLEM ÜBER SEINE JAHRE ALS ELEKTRONIK-PIONIER UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT MEREDITH MONK UND FRANK ZAPPA SPRICHT. AUCH VON WICHTIGEN BEGEGNUNGEN MIT HARRY PARTCH, ROBERT MOOG, BERNIE KRAUSE, STEVE REICH UND BETTY FREEMAN BERICHTET DER AVANTGARDE-VETERAN. DIE JULI&AUGUST-AUSGABE DER JAZZTHETIK ERSCHEINT ENDE JUNI 2013.
(jazzthetik.de)

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