Ikone des Underground
Die Grandmothers of Invention
präsentieren sich als virtuose Erbverwalter von Frank Zappa
cw. Zwanzig Jahre nach Frank Zappas Tod
hat seine Musik kaum an Aktualität eingebüßt. Etliche Bands aus ehemaligen
Musiker seiner Gruppen sind inzwischen unterwegs, die das musikalische Erbe des
amerikanischen Gitarristen und Komponisten verwalten. Zappa war Ende der 60er
Jahren zu einer Ikone des Underground aufgestiegen, der die Rockmusik auf ein
anderes Niveau hob. Neben der Gruppe “Banned from Utopia” zählen die
Grandmothers of Invention zu den kompetentesten Tributbands. Im Tübinger
Sudhaus absolvierten sie vor nahezu ausverkauftem Haus und Hunderter
begeisterter Fans einen absolut fulminanten Auftritt.
Zwei Musiker der “Grandmothers”
garantieren die Authentizität. Da ist zum einen Don Preston, der bei den
“Mothers” von 1967 bis 1974 spielte und jetzt von den Keyboards aus so dezent
wie souverän die Fäden zieht. Bei dem Tastenvirtuosen aus Los Angeles, dem man seine
80 Jahre nicht im geringsten ansieht, laufen die Nervenstränge der Gruppe
zusammen. Er ist musikalischer Direktor, Dirigent und Bandleader in einer
Person.
Noch mehr im Rampenlicht steht
Napoleon Murphy Brock. Als Sänger und Saxofonist war er von Mitte der siebziger
bis in die achziger Jahre hinein in diverse Bandprojekte von Zappa involviert.
Der schwarze Musiker im hellen Anzug und neckischem Käppi gibt den quirrligen
Entertainer und energiegeladenen Zeremonienmeister auf der Bühne, der mit kraftvoller
Stimme, mächtigem Saxofonspiel und diversen Tanz- und Showeinlagen die
Aufmerksamkeit auf sich zieht und für kurzweilige Unterhaltung sorgt.
Komplettiert wird die Gruppe von
drei hochversierten Sessionmusikern. Gitarrist Mike Miller, lange Jahre in den
elektrischen Gruppen von Chick Corea aktiv, kommt dabei die undankbare Aufgabe
zu, den Gitarristen Zappa vergessen zu machen, der einer der originellsten
Saitenzupfer der Rockgeschichte war.
Das Quintett tänzelt gekonnt durch
die musikalische Biographie Zappas. Kompositionen aus den verschiedenen
Schaffensperioden werden in makelloser Ausführung präsentiert, wobei auch die
Zusammenarbeit von Zappa mit Captain Beefheart nicht ausgespart wird. Den fünf gelingt es, die vertrakten und
komplizierten Arrangements äußerst virtuos in Szene zu setzen und für
zappaeskes Feeling zu sorgen. Rasante Unisono-Passagen, ungerade Metren,
abrupte Taktbrüche, plötzliche Szenenwechsel und virtuose Soli wechseln sich in
schneller Folge ab. Diese Stilelemente gelten als Markenzeichen von Zappa, die
seinen Ruhm begründeten.
Beeinflußt vom Erfinder der
Zwölftonmusik, Arnold Schönberg, und vom Neutöner Edgar Varèse, spannen Zappas
Kompositionen einen weiten Bogen. Die Bandbreite reicht von zeitgenössischen
Avantgarde-Klängen bis zu Blues und Rock ‘n’ Roll, wobei vielfach ein
untergründig parodistisches Element ins Spiel kommt: Mit sarkastischen Versen
werden die Irrungen und Wirrungen der
Gegenwart auf die Schippe genommen – Zynismus, ätzende Ironie und lakonische
Scherze waren bei Zappa Trumpf!
Ein Saal voller begeisterter Fans
zeigte wie groß die Verehrung des Meisters bis heute ist. Sein Werk hat sich
mittlerweile in fast klassische Musik verwandelt, die wohl noch lange gepflegt
werden wird. Hoffentlicht immer so überzeugend, wie es die Grandmothers
vormachten.
IN DER JULI&AUGUST-AUSGABE DER ZEITSCHRIFT JAZZTHETIK ERSCHEINT EIN INTERVIEW, DAS CHRISTOPH WAGNER MIT DON PRESTON IM APRIL 2013 GEFÜHRT HAT, WOBEI PRESTON VOR ALLEM ÜBER SEINE JAHRE ALS ELEKTRONIK-PIONIER UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT MEREDITH MONK UND FRANK ZAPPA SPRICHT. AUCH VON WICHTIGEN BEGEGNUNGEN MIT HARRY PARTCH, ROBERT MOOG, BERNIE KRAUSE, STEVE REICH UND BETTY FREEMAN BERICHTET DER AVANTGARDE-VETERAN. DIE JULI&AUGUST-AUSGABE DER JAZZTHETIK ERSCHEINT ENDE JUNI 2013.
(jazzthetik.de)
IN DER JULI&AUGUST-AUSGABE DER ZEITSCHRIFT JAZZTHETIK ERSCHEINT EIN INTERVIEW, DAS CHRISTOPH WAGNER MIT DON PRESTON IM APRIL 2013 GEFÜHRT HAT, WOBEI PRESTON VOR ALLEM ÜBER SEINE JAHRE ALS ELEKTRONIK-PIONIER UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT MEREDITH MONK UND FRANK ZAPPA SPRICHT. AUCH VON WICHTIGEN BEGEGNUNGEN MIT HARRY PARTCH, ROBERT MOOG, BERNIE KRAUSE, STEVE REICH UND BETTY FREEMAN BERICHTET DER AVANTGARDE-VETERAN. DIE JULI&AUGUST-AUSGABE DER JAZZTHETIK ERSCHEINT ENDE JUNI 2013.
(jazzthetik.de)
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