Tuesday 8 July 2014

KARL BERGER: Das Creative Music Studio in Woodstock

Kreatives Musizieren

Der Heidelberger Karl Berger machte in den USA Furore – als Jazzmusiker aber auch als Arrangeur für Popstars

                                                                       Karl Berger mit Don Cherry, Creative Music Studio

cw. In seiner Heimatstadt Heidelberg begann seine Karriere. Dann zog der Vibrafonist Karlhanns Berger in den 70er Jahren nach Amerika, wo er die Entwicklung des modernen Jazz beeinflusste, sich aber auch als Arrangeur von Popsängern wie Jeff Buckley und Natalie Merchant einen Namen machte. Jetzt kehrte er für ein besonderes Jazzprojekt nach Deutschland zurück.

“Das ‘Cave 54’ war ein ganz speziellerJazzclub,” erinnert sich Berger, der nächstes Jahr 80 Jahre alt wird. “Da in Heidelberg das Hauptquartier der amerikanischen Truppen war und sich im Umland etliche militärische Stützpunkte befanden, die aller ihre ‘Army-Bands’ hatte, spielte viele hervorragende Jazzmusiker aus diesen Bands in den 50er und 60er Jahren im ‘Cave’. Es war wie in New York: Jeden Abend eine andere Session! Ich gehörte zur Hausband und jammte dauern mit den Amerikanern.” So lernte Berger das ABC des Jazz direkt auf der Bühne und aus erster Hand. Bald holte ihn der Saxofonist Hans Koller in seine Band, mit dem er Auftritte in halb Europa absolvierte. In einem Jazzclub in Paris begegnete Berger dem amerikanischen Trompeter Don Cherry und eine enge Freundschaft begann. Als Cherry nach New York reiste, um ein Album aufnehmen, war Berger mit von der Partie. Das war seine Einführung in die New Yorker Jazzszene. Berger empfand die Atmosphäre als so inspirierend, dass er mit seiner Frau, der Sängerin Ingrid Sertso, den Entschluß fasste, sich in den USA niederzulassen, obwohl die Arbeitsbedingungen für Jazzmusiker dort alles andere als rosig waren. 
                                                                                                 Don Cherry, Creative Music Studio
 
Nach ein paar Jahren in den USA gründete Berger 1973 das “Creative Music Studio” in der Gemeinde Woodstock im Bundesstaat New York. Die Einrichtung war eine Art freie Universität für den Jazznachwuchs und wurde in den siebziger Jahren zu  einem wichtigen Brennpunkt der Jazzentwicklung. Viele berühmte Jazzer unterrichteten dort Hunderte von Studenten, von denen einige ebenfalls zu wichtigen Impulsgebern wurden. “Das hat sich rasend entwickelt. Die Schule wuchs und wuchs,” erzählt Berger. Der Lehrplan zielte auf eine umfassende musikalische Ausbildung, die vor allem das kreative Musizieren fördern sollte und sich gegen jedes enge Schubladendenken wandte. “In den normalen Jazzhochschulen wurden die Studenten in einem bestimmten Stil unterrichtet, uns ging es darum, sie in die Grundelemente alle Musik einzuführen”, erklärt Berger. An den Wochenende fanden große Konzerte statt, die mitgeschnitten wurden und deren Höhepunkte jetzt unter dem Titel “Creative Music Studio – Archive Selections Vol.1” auf einer 3er-CD erschienen sind.

Jimmy Giuffre, Creative Music Studio
 
Als mit Präsident Ronald Reagan die Politik eine Kehrtwende machte, blieben Zuschüsse und damit auch die Studenten aus, und dem “Creative Music Studio” ging langsam die Luft aus. Berger nahm eine Professur in Frankfurt a. M. an, um die nächsten Jahre zwischen Amerika und Deutschland zu pendeln.

Heute ist der Senior weiterhin aktiv. Jüngst war er an einem Konzert- und Plattenprojekt in Berlin beteiligt, das zum 50. Todestag des Saxofonisten Eric Dolphy stattfand. Der Jazzneuerer war nur 36jährig 1964 in der Mauerstadt an einer unerkannten Diabetis verstorben. “Mein Frau und ich haben das letzte Konzert mit Eric Dolphy gespielt,” erinnert Berger. “Wir hatten ihn zur Eröffnung des Jazzclubs ‘Tangente’ nach Berlin eingeladen. Er kam, konnte aber nur noch einen Abend spielen - drei Tage später war er tot.” Unter dem Titel “So long, Eric!” wird im Herbst eine CD mit Karlhanns Berger zu Ehren von Eric Dolphy erscheinen.

Neuerscheinungen:
Creative Music Studio – Archive Selctions Vol. 1 (Innova)

Weitere Informationen: www.creativemusicfoundation.org

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