Wechselbad an Tönen
Ein rarer Auftritt des amerikanischen Spitzenjazzensembles Larry Ochs’ The Fictive Five in Schorndorf
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cw. Der hochgeschossene, schlanke Mann mit schlohweißem Haar ist nicht mehr der Jüngste: Larry Ochs, der im Mai siebzig wird, ist seit mehr als 40 Jahren im Geschäft. In dieser Zeit hat sich der Saxofonist und Komponist das Renommé erworben, einer der kreativsten Jazzmusiker der Bay Area um San Fransisco zu sein. 1978 gründete er das Rova Saxophone Quartet, das bis heute besteht und Jazzgeschichte schrieb. Seither hat Ochs noch etliche andere Gruppen ins Leben gerufen, um immer erneut unbekannte Klangräume auszukundschaften. Das sieht er als seine Mission! Seine aktuelle Band The Fictive Five steht für die Kooperation mit ein paar der besten jüngeren Jazzimprovisatoren aus New York. Einer davon ist Kontrabassist Pascal Niggenkemper, der aus Singen am Hohentwiel stammt, aber seit Jahren in New York lebt. Dem Club Manufaktur gelang es, dieses hochkarätige Ensemble, das gerade seine erste Europa-Tournee absolviert, nach Schorndorf zu holen, ein rarer Auftritt, der Jazzfans selbst aus München anreisen ließ.
Für sein Quintett hat Larry Ochs einen historischen Bezugspunkt gewählt: das Album „Ascension“, das der legendäre Saxofonist und Jazzgroßmeister John Coltrane 1965 mit einer Band jüngerer Musiker einspielte und das als Meilenstein des freien Jazz gilt, da es die Möglichkeiten gelenkter Improvisation erkundete. Ein Merkmal von Coltranes damaligem Ensemble war neben mehr als einem halben Dutzend Bläser zwei Kontrabassisten, ein Charakteristikum, das Ochs für sein Ensemble übernahm. Und zwei Bäße können einen massiven Klangraum erzeugen, vor allem wenn sie wie bei The Fictive Five noch mit elektronischen Verfremdungen arbeiten oder mit Gebrauchsgegenständen aus der Alltagswelt die Saiten traktieren.
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Und Larry Ochs behielt das Lenkrad fest in der Hand. Ein Vokabular einfacher Gesten ermöglicht es ihm, die Improvisationen in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken, was ein spannendes Spiel von Überraschungen ergab, den Musikern aber auch ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelligkeit abverlangte. Das Ergebnis war eine Jazzmusik, wie man sie nicht jeden Tag zu hören bekommt und die von den zahlreichen Besuchern mit langem Beifall quittiert wurde.