Zwischen fluffig-sorglos und etwas steif
The Return of Stereolab
Die Band aus London hatte ihre große Zeit in den 1990er Jahren, als sie mit ihrer Mischung aus New-Wave-Beats, fluffig-sorglosen Melodien (im Stile des französischen Pop) und viel Elektronik Beachtung fand, was damals im Umfeld von anderen britischen Bands wie Pram und The High Llamas von der Musikkritik mit dem Terminus "Post-Rock" zu fassen versucht wurde.
Dann nahm die Band 2009 eine Auszeit und verschwand für zehn Jahre von der Bildfläche. Der eigentliche Neustart wurde dieses Jahr mit dem Album Instant Holograms on Metal Film unternommen, dem ersten Studioalbum seit 15 Jahren.
Und die Elemente, die einst die Eigenart von Stereolab ausmachten, sind immer noch da, wobei der Gesang von Lætitia Sadier von Anfang an als Aushängeschild der Gruppe diente: Ihre englische Aussprache, die sie sofort als Nicht-Muttersprachlerin ausweist und irgendwo zwischen France Gall und Nico liegt, verleiht den Songs der Band einen eigentümlichen Charme. Dazu kommen die immer etwas (europäisch unbeholfenen) steifen Rhythmen, die ebenfalls einen Charmefaktor besitzen.
Und dann lernten die Mitglieder von Stereolab eines Tages sogar noch Noten lesen, nur um an einer Aufführung von Terry Rileys Komposition In C – der Ursonate der Minimalmusik – in London teilnehmen zu können, was viel über die Einflüsse preisgab, die die Gruppe inspirierten. Mit einem minimalistisch sich wiederholenden Pattern aus Synthi-Tönen begann dann auch ihre Show in Schorndorf, um alsbald in einen schnellen Up-Tempo-Beat überzugehen, der mit hektisch geschrammelten Gitarrenakkorden und einem funky Rhythmus unterlegt, die Grundierung für einen Gesang bildete, bei dem sich Sadier und zwei ihrer Bandkollegen mit der Verschlungenheit eines Kanons die Bälle zuwarfen.
Solos kommen in dieser Musik nicht vor. Wenn es Passagen zwischen den Gesangparts zu überbrücken gilt, übernimmt das der Mann am Synthesizer, der seine Klänge in alle möglichen Farben taucht. Abwechslung kommt gleichfalls ins Spiel, wenn Sadier zur Posaune greift, wobei sie mit dem Blechinstrument markanten Riffs einen Extra-Akzent verleiht, was mit einfachen Mitteln einen maximalen Effekt erzielt.
So spielte sich die Band durch ein Dutzend Songs - alten wie neuen – jeder vom Publikum mit übersprudelnder Dankbarkeit quittiert. Vor dem Finale gings dann noch in experimentelles Terrain, als geräuschhaft ein Freiraum improvisatorisch gestaltet wurde, um kurz darauf im Stile von Silvermachine von Hawkwind (die übrigens Anfang der 1970er Jahre ebenfalls schon in der Manufaktur spielten) wieder in die Gänge zu kommen. Auf dieser Rückkehr-Tour erwies sich Stereolab als eine Band, mit der immer noch zu rechnen ist.
Stereolab - Electrified Teenybop! (live @ Club Manufaktur Schorndorf) youtube
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