Monday, 9 June 2025

KAHIL EL'ZABAR ETHNIC HERITAGE ENSEMBLE in Manchester

SCHAUMSCHLÄGER

KAHIL EL'ZABAR ETHNIC HERITAGE ENSEMBLE 

Foto: C. Wagner



Kahil El'Zabar habe ich schon seit mehr als 40 Jahren auf dem Radar. Der afroamerikanische Trommler, Vokalist und Bandleader, inzwischen 71 Jahre alt,  hat in den 1980ern seine Schallplatten – ja, es waren damals wirklich noch Schallplatten – beim Backnanger Label Sound Aspects veröffentlicht, dem Label von Pedro de Freitas, das dann eines Tages plötzlich von der Bildfläche verschwunden war. Im Büro von de Freitas – "Im Blütengarten" in Backnang – habe ich ihn damals getroffen, dann ein paar Jahre später beim Frankfurter Jazzfestival mit dem Altsaxofonisten Arthur Blythe gehört – eine echt starke Vorstellung. Was El'Zabar damals spielte war ein afrikanisch-inspirierter Jazz ganz nach dem Motto "Ancient for the future" des Art Ensemble of Chicago, der Stadt, aus der auch El'Zabar kommt.

Jetzt trat El'Zabar mit seinem Ethnic Heritage Ensemble bei einem Nachmittagskonzert im Club Band on The Wall in Manchester auf, in Quartett-Besetzung, wobei sich musikalisch über die Jahrzehnte nicht viel verändert hat, sein Konzept allerdings inzwischen eher zu einer Masche geworden ist. Über sehr schlichte Ostinati, etwa den vier Noten von Coltranes "Love Supreme", gespielt auf dem Daumenklavier, entfalten sich lange Improvisationen, die Musiker lassen sich Zeit, spielen unbegleitete Soli, um am Ende wieder auf das einfache Riff zurückzukommen. 

Dabei brillierten die beiden Bläser Corey Wilkes (Trompete) und Kevin Nabors (Tenorsaxofon) mit sehr eindringlichem, seelenvollen Spiel, während der Bandleader mit seinem spirituellen "Healing"-Getue und dem Proklamieren eines vermeintlich "höheren Bewußtseins" doch zusehens die Geduld strapazierte. Offenbar noch jemand, der pseudo-philosophische Banalitäten als Weisheit auszugeben versucht und sich als post-moderner Neo-Schamane oder Mystiker mißversteht. Denn bei Lichte betrachtet und jenseits allen Pathos' mag El'Zabar vielleicht ein ganz passabler Bandleader sein, ein exzellenter Musiker ist er eher nicht, sondern vielmehr ein ziemlich lausiger Schlagzeuger und ein recht bescheidener Daumenklavierspieler. Über seinen Gesang, der Anleihen bei den Guturallaute von Leon Thomas macht, mag man geteilter Meinung sein. Da hilft dann auch alles ekstatische mit dem Kopf Wackeln nichts, wenn das Ergebnis so bescheiden ausfällt. Was als Geschäftsmodell offenbar funktioniert, wirkte als Show doch ziemlich aufgesetzt: pseudo-ritualistisch, pseudo-spirituell, ins Guruhafte tendierend, wobei ich zugeben muß, dass mich selbsterklärte "spirituelle Heiler" immer schon genervt haben, da mir ihr Anspruch als nichts anderes als eine freche Anmaßung vorkommt.

Hörimpuls: 

Kahil El'Zabar's Ethnic Heritage Ensemble, Knoxville, TN Big Ears Festival; March 2025



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