Genya Ravan & Ten Wheel Drive
JAZZROCK der 1970er JAHRE
Als wir Anfang der 1970er Jahre als Beatles- und Rolling-Stones-Fans mehr und mehr die progressive Rockmusik entdeckten, dabei Bands wie Blodwyn Pig, King Crimson oder Stud schätzen lernten, stießen wir auch auf den Brassrock von Gruppen wie Chicago oder Blood, Sweat & Tears, die das konventionelle Rockbandformat durch einen (Big-Band-)Bläsersatz ergänzten, was ganz automatisch Jazzelemente in die Musik einbrachte. Neben obskuren Bands wie Rock Workshop von Ray Russell oder Swegas aus London bzw. Chase (mit vier Trompetern) oder Dreams (mit Billy Cobham und Michael & Randy Brecker) aus den USA, kam uns auch eine zehnköpfige amerikanische Band namens Ten Wheel Drive ins Gehege, bei der die Sängerin Genya Ravan den Ton angab. Wie ich jetzt gerade durch Zufall bei einer Buchlektüre erfahren habe, gelang der Vokalistin als kleinem Mädchen mit ihren Eltern die Flucht in die USA, während ihre beiden Brüder und viele andere Verwandte in den Vernichtungslagern der Nazis umgebracht wurden. Ravan, jüdisch, war am 1. Januar 1940 in Łódź – damals deutsches Reich, heute Polen – als Genyusha Zelkowitz zur Welt gekommen. Ich hatte nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung von ihrer ungeheuren Lebensgeschichte. Ihre Herkunft hat mich dann doch ziemlich überrascht, da Ravan derart amerikanisch singt, mit einer Schärfe und Wucht, die an Janis Joplin oder Aretha Franklin erinnert.
Genya Ravan & Ten Wheel Drive: Tighdrope (youtube)
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