Scheibengericht:
Opulent
Bonnie 'Prince' Billy & Trembling Bells
von Christoph Wagner
Er gilt als verschrobener Kauz, der sich den
Imperativen des Popbusiness’ verweigert. Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’
Billy ist einer der originellsten Songschreiber der Gegenwart und ein
außergewöhnlicher Sänger dazu. Als stilistischer Abenteurer durchkreuzt er die
Welt der Musik in verschiedene Richtungen. Er hat sowohl mit Johnny Cash,
Björk, den Silver Jews und Tortoise zusammengearbeitet. Mit der schottischen
Gruppe Trembling Bells hat er gerade ein neues Album eingespielt, das wiederum
in eine andere Richtung deutet: Folkrock steht auf dem Wegweiser geschrieben.
Das Quartett aus Glasgow verbindet auf eigenwillige
Weise Folk und psychedelischen Rock mit Barock- und Country-Einflüssen, was es
vom Gros der Bands des “Nu-Folk” abhebt. Bandleader und Schlagzeuger Alex
Neilson hat Oldham 2005 bei einer Studiosession kennengelernt. Seither sind die
beiden in Kontakt. Letztes Jahr nahm die Band an einem Tag zehn neue Songs auf.
Die Rohfassungen wurden per Internet zu Oldham nach Amerika gemailt, der sich
die Lieder einverleibte, Veränderungen vornahm und dann ins Studio ging, um
seinen Gesangspart aufzunehmen. Entstanden ist ein Album, das üppig
instrumentiert ist, eine fast barocke Opulenz besitzt, wobei manchmal sogar
etwas zu dick aufgetragen wird. Oldhams Tenor harmoniert ausgezeichnet mit dem
vibratoreichen Sopran von Leadsängerin Lavinia Blackwall. Manche Stücke sind um
wunderbar singhafte Melodien herum konstruiert, andere fallen blasser aus.
Oldham macht kein großes Aufhebens, sondern fügt sich nahtlos in den
Gruppenklang ein. Wenn die Posaunen und Trompeten schmettern, die Geigen
jubilieren und die Trommeln dröhnen, meint man geradewegs den
Krönungsfeierlichkeiten des hübschen Prinzen Billy beizuwohnen, wären da nicht
die Töne der verzerrten E-Gitarre.
Bonnie Prince Billy & Trembling Bells:The Marble
Downs (Honest Jon’s Records)
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