Saturday, 6 October 2012

ALASDAIR ROBERTS: Schottischer Folk




Das singende Pferd


Alasdair Roberts: Schottischer Folk mit schwäbischen Wurzeln



von Christoph Wagner

Alasdair Roberts ist einer der profiliertesten Folksänger Schottlands der jüngeren Generation. Er hat mehrere Album mit eigenen Lieder sowie traditionellen Folksongs veröffentlicht, die von der Kritik äußerst positive aufgenommen wurden. Zu seinen Fans zählen die Popstars Bonnie Prince Billy und Isobel Campbell von Belle & Sebastian, mit denen Roberts zusammengearbeitet hat. Dennoch liegen seine Wurzeln in Schwaben. Seine Mutter stammt aus Reutlingen, und er wurde 1977 in Geislingen an der Steige geboren. 

Alasdair Roberts Karriere als Profimusiker begann, als er 1995 nach einem Konzert dem amerikanischen Folkstar Will Oldham (alias Bonnie Prince Billy) eine Musikcassette seiner Band Appendix Out (deutsch: Blindarm raus) in die Hand drückte. Oldham war dermaßen beeindruckt, dass er dem 22jährigen Neuling einen Plattenvertrag beim renommierten amerikanischen Indie-Label Drag City verschaffte.

Seither hat der schottische Folksänger seinen Stil mehr und mehr verfeinert, der mit einem Bein in der Vergangenheit, mit dem anderen in der Gegenwart steht. Sein Faible für unverfälschte traditionelle Musik hat er mit seinem aktuelles Album “Ustan” erneut unter Beweis gestellt, das er mit der gälischen Sängerin Mairi Morrison aufgenommen hat. Morrison stammt von der Isle of Lewis, einer der Insel vor der Westküste von Schottland, und lernte als Kind zuerst die alte keltische Sprache sprechen, bevor sie sich dem Englischen zuwandte.

Roberts wuchs in einer musikalischen Familie auf, die tiefe Wurzeln nicht nur in Schottland, sondern auch in Schwaben hat. Sein Vater Alan Roberts, ein schottischer Folkmusiker, lernte seine Mutter, eine  gebürtige Reutlingerin,  Anfang der siebziger Jahre in Südwestdeutschland kennen. Die beiden gründeten die “Flying Scotsman”-Konzertagentur und holten berühmte Folkgruppen und -sänger wie die Battlefield Band, die Tannahill Weavers und Christy Moore nach Deutschland. Damals war die Folkwelle gerade in vollem Gange und Jugendliche strömten in Massen in Konzerte mit irischen und schottischen Musikern.
                                                                                                                                    Foto: Alex Woodward
1979 zog es die Roberts-Familie mit ihren drei Kinder nach Schottland zurück. Inspiriert von seinem Vater begann sich Alasdair Roberts schon als Teenager für die traditionellen Songs zu interessieren. Die Leidenschaft hält bis heute an und fördert immer wieder Neues zu Tage. So war Roberts an einem 
Forschungsprojekt an der “School of Scottish Studies” in Edinburgh beteiligt, das ein uraltes Volkstheaterstück namens “Galoshins” wieder ausgrub, welches in Schottland vor hundert Jahren in Vergessenheit geraten war.  Anhand von historischen Quellen gelang es Roberts zusammen mit dem Handpuppenspieler Shane Connolly vom Sokobauno Puppet Theatre das Stück als Puppentheater zu rekonstruieren. Das Stück beinhaltet neben virtuosem Puppenspiel eine gehörige Portion karnevallistischen Gelächters, dazu ein singendes Pferd, das von Roberts verkörpert wird. 

Auf die Frage, ob Blues eigentlich Volksmusik sei, antwortete einst der legendäre Bluessänger Leadbelly (bürgerlich: Huddie Ledbetter) leicht genervt: “Was denn sonst oder hast du schon mal ein Pferd singen gehört?” Mr. Ledbetter hatte nie Alasdair Roberts mit dem Sokobauno Puppet Theatre gehört.

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