Friday 19 October 2012

Hörempfehlung 7: AKI TAKASE & HAN BENNINK


NONCHALANCE

Han Bennink & Aki Takase


CW. Den Schlagzeuger Han Bennink hört man am besten auf Platte. ‘Live’ verwandelt sich der holländische Jazzveteran - er hat bereits Mitte der 60er Jahre mit Großen wie Eric Dolphy und Sonny Rollins gespielt - in einen überdrehten Zappelphilipp, der mit ungeheurer Komik und noch größerer Virtuosität auf allem trommelt, was ein Geräusch von sich gibt - vom Fußboden bis zum Bühnengeländer.
Schlecht für die Mitspieler, die bald niemand mehr beachtet. Han Bennink zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Das hätte auch Aki Takase passieren können, obwohl die japanische Pianistin, die seit Jahrzehnten in Berlin lebt, eine resolute Dame ist und sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen läßt.
Im Studio treten solche Versuchungen erst gar nicht auf. Hier spielt Bennink mannschaftsdienlich, ganz auf seine Duopartnerin bezogen. Aki Takase hat die Kompositionen ausgesucht: ein paar von Thelonious Monk, eine von Eric Dolphy, einen Jazzstandard und den Rest von ihr. Mit lässiger Nonchalance schlägt sie die Tasten an, läßt kleine Melodien hervorperlen, die den Charme von frechen Tanznummern besitzen. Andere Stücke ähneln versonnenen Balladen. Als Kontrastmittel gibt es Freejazz-Detonationen in Cecil-Taylor-Manier oder sperrige Bebop-Nummern, deren kantige Melodien im spontanen Fantasiespiel erkundet werden.
Reaktionsschnell nimmt Bennink den Faden auf, begleitet in einfühsamer Weise. Nuancenreich folgt er jedem kleinen Stimmungsumschwung. Doch kann er auch anders: Dann läßt er es rumpsen - immer wohldosiert, nie überzogen. Weit öfters greift er dagegen zu den Besen, wischt den Swing mehr als er ihn schlägt, um kurze Zeit später in einen kecken Marschrhythmus einzubiegen. Wie die Trackliste verrät, haben alle sechszehn Stücke dieselbe Länge: 3:12 Minuten. Konzeptalbum? Pusteblume! Nur wieder einer von Benninks übermütigen Scherzen.

Aki Takase & Han Bennink: Two For Two (Intakt)

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