PRÄPARIERTES KLAVIER
Wer hat das präparierte Klavier erfunden – John Cage 1940 oder ein Musiktüftler aus Bern mehr als 150 Jahre früher?
Das präparierte Klavier erlebt im Moment einen beachtlichen Popularitätsschub: Fast könnte man sagen, es ist in der populären Musik angekommen. Ob Hauschka, Nils Frahm und die Grandbrothers oder im zeitgenössischen Jazz Kris Davis, Benoit Delbecq und Philip Zoubek – alle arbeiten mit Klangmanipulationen im Inneren des Flügels.
In den Lexikas heisst es immer JOHN CAGE habe 1940 das präparierte Klavier erfunden, indem er mit dem Anbringen kleiner Gegenstände zwischen den Saiten, deren Klang veränderte. Ein historisches Fundstück aus der KARLSRUHER ZEITUNG vom 18. Juli 1787 erzählt eine andere Geschichte:
Mit den "süßen Tönen der Harmonika" ist wohl die Glasharmonika gemeint, die von Benjamin Franklin 1761 erfunden worden war. Mundharmonika und Handharmonika entstanden erst später, in den 1820er Jahren.
In Bern konnte der "Klaviermacher" Georg Adam Kyburz als Urheber des ersten präparierten Klaviers ermittelt werden. In der Musikalischen Real-Zeitung vom 22. Juli 1789 heisst es auf Seite 237:
" Es giebt auch Forte-Piano's, die von einem gewissen Mechaniker Kyburz in Bern verfertigt werden, woran die eigentliche Harmonika vermittelst eines breiten unten etwas holen mit Meßing eingefaßten Stabes, der aufs pünktlichste über den gebogenen Steg auf dem Resonanzboden einpassen muß, sehr gut angebracht ist. Dieser Stab kann dann durch einen andern, der durch den Resonanzboden durchsticht mit dem Fuß ein wenig gedrukt werden: so fällt er plötzlich in seine gehörige Ordnung und man hat auf einmal eine herrliche Imitation einer Harmonika. Allein, da der breite Stab etwas schwer ist: so kann durch öfteren Gebrauch ein solches Instrument, das ganz nach englischer Art gearbeitet ist, bald Schaden leiden."
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