Friday, 7 July 2023

Buchbesprechung: Biographie von Bob Moog, dem Synthesizer-Erfinder

 Wundermaschine

 

Der Synthesizer leitete ein neues musikalische Zeitalter ein – eine Biographie zeichnet das Leben des Erfinders Bob Moog nach 


 Bob Moog mit Keith Emerson, 1971


 

cw. Trumansburg war ein kleines verschlafenes Kaff, bis 1963 das „Start-Up“ des Musiktüftlers Bob Moog in das Provinznest im Bundesstaat New York zog und es zum Zentrum einer technologischen Revolution machte, die die musikalische Entwicklung in eine andere Umlaufbahn katapultierte. 1964 erfand Moog den Synthesizer, eine Klangmaschine, die Töne künstlich-synthetisch generieren konnte und damit eine Entwicklung anstieß, die heute die Musik nahezu in toto dominiert. 

 

„Switched-On Bach“ hieß das Album, das 1968 den Durchbruch brachte. Es enthielt Musik von Johann Sebastian Bach, auf dem Moog-Synthesizer gespielt. Die Langspielplatte machte den neuen Sound weltweit bekannt. Nicht lange und der Name Moog wurde als Synonym für Synthesizer gewendet.

 

Wie eine 480 Seiten starke Biographie veranschaulicht, besaß Robert Moog, geboren 1934 in New York, schon in seiner Kindheit ein Faible für technische Dinge. Bereits als Teenager bastelte er ein Theremin, ein obskures elektronisches Instrument, dass man spielte, ohne es zu berühren und schrieb darüber in Fachzeitschriften. Mit dem Verkauf von Theremin-Bausätzen finanzierte er später sein Physik-Studium.

 

Anfang der 1960er Jahre brütete Moog über einem anderen Musikinstrument, mit dem er 1964 an die Öffentlichkeit trat. Bald wollte jeder Popstar einen „Synthesizer“ haben. Die Beatles setzten auf dem Album „Abbey Road“ einen Moog ein, bevor Gruppen wie Emerson, Lake & Palmer oder Yes ihn in den 1970er Jahren ins Zentrum der progressiven Rockmusik stellten.


Florian Fricke von Popol Vuh am Moog-Synthesizer




 

Auch in der zeitgenössischen Musik wurde mit den neuen Sounds experimentiert. Allerdings bevorzugten Komponisten und Praktiker wie Morton Subotnick oder Pauline Oliveros Synthesizer der Marke Buchla, weil diese nicht mittels eines konventionellen Keyboards gespielt wurden und so die Möglichkeit boten, das wohltemperierte Tonsystem hinter sich zu lassen.  

 

1970 änderte sich mit dem Mini Moog alles. Endlich gab es einen handlichen Synthesizer, der erschwinglich, einfach zu bedienen und transportabel war. Trotz des Erfolgs florierte die Firma des Erfinders nicht wirklich. Moog fehlte es an Geschäftssinn, was ihn 1971 zwang, sein Unternehmen zu verkaufen. Vielleicht gerade zur rechten Zeit, denn schon bald drängten japanische Firmen wie Roland, Yamaha, Korg und Casio mit innovativen Modellen auf den Markt, den sie bald dominierten. 


 Popol Vuh mit Moog-Synthesizer (Youtube)



Nach ein paar frustrierenden Jahren als Angestellter seiner eigenen Firma – vom neuen Besitzer kaltgestellt –, gründete Bob Moog erneut ein eigenes Unternehmen, das sich auf musiktechnologische Entwicklungen spezialisierte. 2005 verstarb der Synthi-Pionier im Alter von 71 Jahren, nicht ohne die musiktechnologische Revolution noch erlebt zu haben, die er mit angestoßen hatte, findet sich die Technik der elektronischen Klangerzeugung doch heute in jedem Chip, ob im Handy oder in der Waschmaschine.  

 

Albert Glinsky: Switched On – Bob Moog And The Synthesizer Revolution (Oxford University Press)


Emerson, Lake & Palmer: Lucky Man (Youtube)




 

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