Amateur-Jazz-Festivals wirkten einst als Sprungbrett in eine Profikarriere
In den 1950er Jahre erhielt der Jazz einen Schub durch die Amateur-Jazz-Festivals, die bald jährlich in Wien, Zürich oder Düsseldorf stattfanden. Es waren Bandwettbewerbe, bei denen an die auftretenden Bands am Ende Auszeichnungen verliehen wurden: erste, zweite und dritte Preise. Viele der Musiker, die sich bald als Profis auf der Jazzszene einen Namen machten, konnten sich bei diesen Amateurfestivals erstmals einem größeren Publikum vorstellen – es waren Sprungbretter in eine Musikerkarriere. Die Beatband-Wettbewerbe Anfang der 1960er Jahren haben sich hier wohl ihre Inspiration geholt. (https://christophwagnermusic.blogspot.com/2024/03/zum-tod-von-jurgen-heinz-elsasser-1947.html)
Manche dieser Festivals schnitten das Programm mit, um es danach als LP zu veröffentlichen. Es gibt Alben vom 12. Amateur-Jazz-Festival Zürich 1962 und vom 4. Österreichischen Amateur Jazz Festival 1964, mit dabei beide Male das Iréne Schweizer Trio aus Zürich mit Mani Neumeier, dr und Uli Trepte, b, die bald darauf zum elektrischen Rock konvertierten und Guru Guru (Groove) gründeten. (vergleiche: https://christophwagnermusic.blogspot.com/2021/06/irene-schweizer80.html)
Volker Kriegel (1943-2003), bekannter Gitarrist zwischen Jazz und Rock, begann seine musikalische Laufbahn auf einer derartigen Veranstaltung. In einem Essay, den er 1983 für den (extrem schlechten) Sammelband 'JAZZROCK – Tendenzen einer modernen Musik' verfasste (Hg. Burghard König), beschreibt er den Event – seinen Auftritt auf dem 9. Deutschen Amateur-Jazz-Festival Düsseldorf: "1963 geht das Volker Kriegel Trio (mit Helmut Kampe, b und Dieter Matschoß, dr) als Sieger aus der Vorentscheidung zum Düsseldorfer Amateur Jazz Festival hervor und spielt bald mit klopfendem Herzen und zittrigen Fingern vor dem fachkundigen Großstadtpublikum und der gestrengen Jury im Düsseldorfer Schumann-Saal. (Auf einem Zeitungsfoto sehe ich einen ordentlich gekämmten Neunzehnjährigen mit dunklem Anzug und Schlips, der – tief über eine riesige Gitarre gebeugt – auf einem Stuhl sitzt und sich heftig auf die Unterlippe beißt.) Wir spielen "Django" (von John Lewis), irgendeinen Blues und sogar ein eigenes Stück namens "Funny Piece". Wir landen auf Anhieb, totaler Wahnsinn, auf dem zweiten Platz, und ich werde zum "besten Solisten" gekürt."
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