Nachruf:
Tristan Honsinger (23. Oktober 1949 – 5. August 2023)
Mit Freejazz ist kein Geld zu verdienen – Honsinger mit Cello und zwei Kollegen 1975 in Antibes (Foto: Hans Kumpf)
Wenn man auf der europäischen Freejazzszene unterwegs war, lief man ihm zwangsläufig irgendwann über den Weg: Der Cellist Tristan Honsinger war in vielen Ensembles und Kombinationen präsent, ob mit Derek Bailey bzw. Cevil Taylor oder Steve Beresford und Toshinori Kondo, vor allem aber in den Niederlanden im Umfeld von Han Bennink und Misha Mengelberg und dem ICP-Orchestra. Der amerikanische Musiker aus Vermont, der in seiner Kindheit als Cello-Wunderkind galt, war 1974 nach Europa gekommen, hatte sich in Amsterdam niedergelassen und von dort seine vielfältigen Aktivitäten entfaltet. Etliche Alben für die Free Music Production (FMP) und andere Labels – darunter auch diverse Soloeinspielungen – zeugen von seinem Talent und großer Musikalität.
Honsinger war seit längerem schwer krank und konnte nicht mehr auftreten. Mit Spendeaktionen versuchten Freunde Geld für ihn zu sammeln. Sein Erscheinungsbild glich immer mehr dem eines Clochards, wobei sein Leben auf drastische Weise die Tragik eines Künstlers widerspiegelte, der ohne Netz aufs Ganze ging. Jetzt ist der Cellist, der auch gerne Dada-Absurditäten in sein Spiel einbezog, im Alter von 73 Jahren am 5. August 2023 verstorben.
Tristan Honsinger beim Barbier (youtube)
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