Wednesday, 12 September 2012

ERIC BIBB - Down in Louisiana


Im tiefen Süden
 
Der Bluesmusiker Eric Bibb geht "Down South"


 von Christoph Wagner
 
Pont Breaux, auch Breaux Bridge genannt, heißt ein kleines Städchen mitten im Herzen von Louisiana - dem Land der “Cajuns”. Die “Cajuns” sind Nachfahren französischer Siedler, die sich vor mehr als 200 Jahren im Marschland am Golf von Mexiko niedergelassen haben. In diesem Landstrich im tiefen Süden der USA bestimmen träge Wasserläufe (sogenannte Bayous) das Bild. Hierher hat sich im September 2011 der schwarze Bluesmusiker Eric Bibb für eine Woche in ein Studio zurückgezogen, um ein Album aufzunehmen, das voll von den Klängen Louisianas ist: Cajun-Musik, Blues, Jazz und Hillbilly, kreolische und karibische Traditionen - alles fließt in Bibbs Musik zusammen. Unter dem Titel “Deeper in the Well” ist das Album jetzt in sehr aufwendiger Ausstattung erschienen (Label: Dixiefrog / Harmonia Mundi).
 
Zu der Aufnahmesession ist Bibb, der seit längerem in Europa lebt,  zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Er lud er ein paar superbe Begleitmusiker ein, die mit Mundharmonika, Akkordeon, Fiddle und bundlosem Banjo für authentisches Südstaaten-Feeling sorgen. Saitenstar Jerry Douglas steuert auf der Slide-Gitarre aufregende Einwürfe bei. Dazu kommt ein Rhythmusteam, das es in sich hat: Neben einem einfühlsamen Kontrabassisten agiert ein Drummer, der sein Schlagzeug meistens mit den Besen spielt. Auf der Triangel schlägt Christine Balfa von der berühmten Cajun-Dynastie der Balfas dazu einen schwergroovenden “Bayou Beat”,  wie man ihn nur hier im tiefsten amerikanischen Süden findet.

 Eric Bibb, 1951 geboren, zählt zum Nachwuchs des amerikanischen Folkrevivals.- buchstäblich! Sein Vater war Folksänger und trat in den 60ern neben Bob Dylan in den Coffeehouses von New Yorks Greenwich Village auf. Bibbs Onkel spielte im Modern Jazz Quartet und bei seiner Taufe stand der politische Sänger Paul Robeson Pate. Im Haushalt der Bibbs gingen Pete Seeger und Bob Dylan ein und aus. Dylan zeigte dem jungen Eric die ersten Gitarrengriffe und riet: “Lass die komplizierten Sachen, spiel’ simpel und einfach!”
 
Den Ratschlag hat sich Bibb zu Herzen genommen. Heute schreibt er griffige Songs mit klaren Melodien und eingängigen Refrains, die von politischem Bewußtsein und sozialem Gewissen zeugen. Bibb entwirft Arrangements, die die Textaussagen unterstreichen und nicht vernebeln. Zu den Eigenkompositionen gesellen sich ein paar Klassiker wie das Spiritual “Sinner Man”, das schon Nina Simon im Repertoire hatte, oder der “Boll Weevil”-Blues, den Leadbelly bekannt machte. Darüber hinaus stimmt Bibb “Every Wind In the River” von Taj Mahal an, seinem großen Vorbild, an dem er sich musikalisch orientiert.
 
Die Musiker spielen so entspannt und ausgelassen, als säßen sie  irgendwo in Lousiana auf einer Verenda beim Musizieren. Sie interpretieren die Songs auf derart erfrischende und unverbrauchte Weise, dass selbst eine verstaubte Hippie-Hymne wie Bob Dylans “The Times they are a changin’” mit neuem Arrangement versehen und in langsamerem Tempo gespielt eine überraschende Auferstehung erlebt, als ein Lied, dem es wieder zuzuhören lohnt.

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