EARLY MUSIC: Ensemble Officum
Engelszungen
Das Tübinger Ensemble
Officium feiert mit früher Vokalmusik internationale Erfolge
KONZERT:
3. Oktober 2012, 20 Uhr: Ensemble Officium - Camino de Santiago (frühe Mehrstimmigkeit und mittelalterliche Gesänge aus der Kathedrale von Santiago de Compostela)
Tübingen, Johanneskirche
von Christoph Wagner
Im Englischen spricht man
von “Early Music”, was im Deutschen “Frühe Musik” heißt - und die wird
immer populärer. Ob Mönchsgesänge aus dem Mittelalter oder mehrstimmige
Motetten aus der Renaissance, immer wieder haben es in den letzten Jahren
Einspielungen mit Klängen der Vor-Barock-Zeit auf die Bestseller-Liste
geschafft. Der Erfolg der CD des Hilliard Ensembles mit dem Jazzsaxofonisten
Jan Garbarek kann als leuchtendes Beispiel gelten: 1,5 Millionen verkaufte Exemplare!
Auch Südwestdeutschland
hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten. In Tübingen ist der beste Profi-Chor
für Renaissance-Musik Deutschlands zuhause, das Ensemble Officium, das mit
seinen CD-Einspielungen und Konzertauftritten international aufhorchen läßt.
Noch im Sommer 2011 konnte man
die Gruppe in Mössingen antreffen, wo Aufnahmen für eine neue CD gemacht
wurden, die den Renaissance-Komponisten Leonhard Lechner in den Mittelpunkt
stellt. Vor der Peter-und-Paul-Kirche, einem Gotikbau des 16. Jahrhunderts,
stand ein Aufnahmewagen des Südwestrundfunks in der Sonne, von dem dicke
Kabelbündel in die Kirche führten. Drinnen waren ein Dutzend Mikrofone
aufgebaut, um die sich zwei Dutzend Sänger und Sängerinnen gruppierten. Ensembleleiter Wilfried Rombach gab auf einem kleinen Keyboard die Stimmung vor, hob den
Taktstock, und eine mächtige Vielstimmigkeit erfüllte den Kirchenraum.
Seit 12 Jahren ist das
Ensemble Officium aktiv. Gegründet wurde es in Heidelberg als Chor
ambitionierter Amateure. Als Chorleiter Rombach nach Tübingen umzog, um die
Kantorenstelle an der katholischen Pfarrkirche St. Johannes anzutreten,
verlagerte sich der Arbeitsschwerpunkt in die schwäbische Universitätsstadt.
Mit dem Ortswechsel wurde gleichzeitig eine Professionalisierung vollzogen.
Heute bilden nur noch Berufssängern das Ensemble, von denen etliche - wie Rombach
selber auch - noch im Südfunkchor Avantgarde-Musik singen.
Rombach ist der Kopf des
Ensembles und Mädchen für alles. Er entwickelt die Ideen für neue Programme,
stellt die Gruppe zusammen, verhandelt mit Festivalveranstaltern und bearbeitet
die Notenpartituren, die oft im Handel gar nicht erhätllich sind und deswegen
vollständig abgeschrieben werden müssen - eine Heidenarbeit! “In dem Moment, wo
ich die Noten meinen Sängern schicken kann, ist das meiste geleistet”, weiß der
Chorleiter aus Erfahrung.
Immer wird projektbezogen
gearbeitet und zielgenau auf einen Auftritt hingeübt. Zwei Tage vor einem
Konzert kommen die Sänger nach Tübingen zum intensiven Proben. Danach reist man
gemeinsam an den Auftrittsort, ob nach Italien oder Polen, wobei sich an einen
Auftritt oft noch einen Plattenaufnahme anschließt, die sonst viel zu teuer
käme.
Die Anforderungen an die
Sänger ist enorm. Gefragt ist eine unverschnörkelte Tongebung, die ohne Vibrato
auskommt, ein Gesangsstil, der sich fundamental vom Opernsingen unterscheidet.
Sachlichkeit und Präzision sind gefragt, nicht Einfühlsamkeit und Leidenschaft.
Darin hat es das Ensemble Officium zur Meisterschaft gebracht.
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