Sunday 16 September 2012

LA BRASS BANDA: Blasmusik als Speed-Metal


Blechreiz

 LaBrassBanda spielt Blasmusik in Speed-Metal-Manier

                                                                      Foto: Trikont

von Christoph Wagner

Als sie vor ein paar Jahren auf der Musikszene auftauchten, wurden sie sogleich als Sensation gefeiert: LaBrassBanda galt als Blaskapelle, die neue Wege ging! Die Band vom Chiemsee holte die alte Blechmusik in die Gegenwart und verpasste ihr ein neues Outfit. Nicht mehr Märsche und Schunkelmelodien wurden geboten, sondern Funk, Punk und Groove. Mit einem Bläsersatz aus Trompete, Posaune und Tuba, dazu einer Rhythmusgruppe mit Bassgitarre und Schlagzeug, zauberten die fünf Musiker aus Bayern einen Sound, der die besten Bläsertraditionen der Welt zu einem überzeugenden Stil verband. Das Ergebnis war verblüffend: LaBassBanda spielte eine derart mitreisende Tanzmusik, dass allerorten das Publikum Kopf stand. Ihre Songs, im tiefsten Bayerndialekt gesungen, strahlen eine Energie aus, die mitriß. LaBrassBanda machten Blasmusik wieder “cool”!

Wenn die fünf barfuß, in Lederhosen und T-Shirt die Bühne betraten, spitzte man überall auf der Welt die Ohren. LaBrassBanda unternahm eine Hüttentour durch die Alpen, und jeden Abend waren die Zuhörer total aus dem Häuschen. Daran schloß sich eine Konzerttournee entlang der Strecke der transsibirischen Eisenbahn an. Beim Womad-Festival für Weltmusik im englischen Reading punktete die Band ebenso wie beim Southside-Festival in Neuhausen. Selbst in den abgebrühtesten Underground-Clubs in Liverpool, London und New York räumten die Bayern ab. Ein Auftritt im legendären “Wiskey á Go Go” in Los Angeles, einem der berühmtesten Rockclubs der Welt, wurde letztes Jahr zum bisherigen Höhepunkt einer steilen Karriere. LaBrassbanda ist inzwischen zum erfolgreichsten musikalischen Exportschlager Deutschlands geworden.

“Live”-Konzerte waren immer ihre Stärke. Deswegen macht es Sinn, dass die Band ihr aktuelles Album im Dezember letzten Jahres vor 12 000 Tausend Zuhörer  in der ausverkauften Münchner Olympiahalle aufnahm - Heimspiel sozusagen! Dabei zeigten sich die fünf Spitzenkönner in Hochform und zogen alle Register. Das Konzert entpuppte sich als Trommelfeuer aus mitreissenden Ryhthmen, atemberaubender Bläservirtuosität und rasanter Verse. Virtuos würfelte die Gruppe Ska, Techno, Balkan-Dance und New Orleans Funk durcheinander, zog die Bremse an und drückten wieder aufs Gaspedal, bis es rasanter nicht mehr ging.

                                                                                                                       Foto: Trikont

Das ist nicht zuletzt Stefan Dettl zu verdanken, dem zungengewandten Sänger und wahnwitzigen Trompeter der Band, der außerdem ein begnadeter Entertainer und Animateur ist. Dettl gibt die “Rampensau” und weiss, wie man ein Publikum aus der Reserve lockt. Er kommuniziert mit den Zuhörern auf so spontane Weise, dass sich jeder im Auditorium in den Auftritt integriert fühlt. Dettl bringt selbst Tanzmuffel auf die Beine.

Dabei kommt er aus einem ganz traditionellen Milieu: Mit elf Jahren lernte er Blasmusik im lokalen Musikverein seines Heimatdorfs Übersee kennen, um später am Konservatorium in München Trompete zu studieren. Nach ein paar Jahren Dienst in Sinfonieorchestern, machte sich Dettl selbständig, “um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen”. Damals war die Blakan-Welle gerade voll in Gange und gab die Richtung vor.

Den ersten Musiker, den er für sein Bandprojekt gewinnen konnte, war Andreas Hofmeir, einer der besten Tubaspieler auf dem Planeten, der sonst als Professor am Mozarteum in Salzburg unterrichtet. So flüssig und leichtfüßig wie er spielt kaum jemand das dickbäuchige Instrument. Doch auch die anderen Mitglieder sind nicht aus Pappe. Manfred Winbeck geht auf der Posaune jede Geschwindigkeit mit und auch die Rhythmusgruppe weiss, wie man ein Feuerwerk entfacht.

                                                                                                                       Foto: Trikont

Nach den hektischen ersten fünf Jahren wird LaBrassBanda 2012 ein bisschen kürzer treten. Man will frische Energie tanken, neue Stücke und Ideen entwickeln, ein neues Programm erarbeiten, um dann nächstes Jahr wieder voll da zu sein. Bis es soweit ist, wird das neue Album die Fans über die Durststrecke hinwegtrösten.

CD: 
LaBrassBanda: Live - Olympiahalle München (Trikont)

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