Die ersten Jazzfestivals in der Bundesrepublik
Die Essener Jazztage (1959–1961)
Joachim Ernst Berendt war der Zampano unter den Jazzimpresarios in Deutschland nach dem Krieg: Chef der Jazzabteilung beim Südwestfunk in Baden-Baden, Schallpalttenproduzent bei SABA/MPS in Villingen, sowie langjähriger künstlerischer Leiter der Berliner Jazztage, damals das einflußreichste Jazzfestival in Deutschland.
Bevor Berendt die Berliner Jazztage 1964 aus der Taufe hob, hatte er in Essen schon mal geübt. Dort stand mit der neuerbauten Grugahalle ein geeigneter Veranstaltungsort zur Verfügung mit entsprechender Kapazität. Ende der 1950er Jahre fand dort das erste große Jazzfestival in Westdeutschland statt. Bei den Essener Jazztagen, präsentiert von Ralf Schulte-Bahrenberg, zog Joachim Ernst Berendt die Fäden. Das Programm war exquisit. Eine solche Ballung von Jazzstars war in Europa wohl kaum irgendwo zu sehen. 1959 spielten u.a. Oscar Peterson, Thelonious Monk, Albert Mangelsdorff und Stan Getz, 1960 waren u.a. Art Blackey's Jazz Messengers zu Gast, 1961 traten dort Roland Kirk, Bud Powell, Kenny Clarke, Thelonious Monk, Jackie McLean sowie Hans Koller mit ihren Ensembles auf. Was für ein Line-up!
Deshalb war es wohl auch kein Zufall, dass 1968 die Internationalen Essener Songtage, das erste Underground-Festival in der Bundesrepublik mit u.a. den Fugs, Julie Driscoll, Brian Auger & The Trinity sowie Frank Zappa's Mothers of Invention, in der gleichen Stadt, am gleichen Ort stattfanden. Aus den Jazztagen wurden die Songtage. Man hatte in Essen bereits Erfahrungen mit großen Musikfestivals gesammelt.
Eine Hörprobe von den Essener Jazztagen 1960 mit dem Oscar Pettiford Quartet mit Coleman Hawkins (ts), Bud Powell (p) und Kenny clarke (dr). Der Bandleader spielt Baß. (Youtube):